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steckt. Turin ist eine verkannte Schönheit und zeigt sich im Zentrum als eine
schmucke Residenzstadt mit einem reichen Angebot an Museen, Galerien und
wundervollen Cafés. Rings um die Stadt sind die alten Savoyer-Residenzen res-
tauriert worden und, wie die Venaria Reale mit ihrem großen Park, zu besichti-
gen. Venedig fasziniert - trotz des Massenandrangs, dem man zum Glück auch
entgehen kann. Parma oder Mantua, Cremona oder Ferrara sind städtische
Kleinode im Schwemmland des Po. Ich nutze jede Gelegenheit, um Städte und
Orte wie Siena und Urbino zu besuchen. Im Gedächtnis bleiben herrliche
Aufenthalte in Bari, Lecce oder Lamezia Terme und natürlich in sardischen Orten
wie dem weißen Alghero, dem melancholischen Nuoro in den Bergen der Barba-
gia oder dem neuerdings aublühenden Cagliari im Süden der Insel. Schließlich
genieße ich - trotz der vielen Probleme - jede Reise nach Palermo, wo sich ar-
abische und europäische Einlüsse mischen. Oder nach Catania, wo den Ein-
wohnern die Freundlichkeit mit in die Wiege gelegt wird.
Meine erste große städtische Liebe, die man bekanntlich nie vergisst, war Rom,
wo ich an einem Pingstsamstag 1972 abends mit dem Zug ankam. Freunde, die
vorgefahren waren, holten mich ab, und wir fuhren mit dem Auto über die Piazza
Venezia mit dem angestrahlten, unglaublich weißen »Altare della patria«, dem
»Altar des Vaterlandes«, ich sah den Mond über dem Palatin leuchten und unter
ihm das Forum Romanum, im lichterblinkenden und hupenden Verkehr umkre-
isten wir das Kolosseum, ich war wie trunken…
Am nächsten Morgen unternahmen wir einen kleinen Spaziergang, der zum
schönsten Weg gehört, den ich in Rom empfehlen kann. Bei Tagesanbruch haben
wir uns aufgemacht. Auf der Piazza di Spagna ing gerade der Kioskbesitzer an,
die Packen mit den Zeitungen aufzuschnüren, die ihm bereits im Morgengrauen
auf die Straße gestellt worden waren. Erst viel später, als ich ganz in der Nähe
lebte, erfuhr ich, dass der Kioskbesitzer Otello hieß und noch Max Frisch und
Ingeborg Bachmann kennengelernt hate. Am Barcaccia-Brunnen vorbei stiegen
wir die schwingende Treppe, die sich wie eine Folge immer neuer kleiner Bühnen
darbietet, zur Kirche Trinità dei Monti hoch.
Und von oben kann man zum ersten Mal den Blick auf die Kuppellandschat
Roms genießen, der einen die folgende Wegstrecke begleitet. Wir gingen vorbei
an der Villa Medici, wo, hinter Sträuchern versteckt, eine Gedenksäule steht. Sie
erinnert daran, dass Galileo Galilei hier einst gefangengehalten wurde, bevor er
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