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gen Mosaik-Handwerker mehr, und im domus des Cecilio Giocondo wachsen
Schimmel und Gras über Bodenbilder.
Mit teuren Großeingrifen versucht man Dinge wieder in Ordnung zu bringen,
die man jahrelang hat verkommen lassen. Das gilt für das Kolosseum in Rom,
Ausgrabungen in Catania, das antike Zentrum von Agrigent, aber vor allem für
Pompeji. Es sei zum Haareraufen, sagt Gian Antonio Stella, denn Wartung und
Instandhaltung gehörten zur Geschichte des Landes. Italien sei lange ein Vorbild
für andere gewesen, hier seien die ersten Gesetze zum Denkmalschutz ges-
chrieben worden. »Wenn die Italiener sich nicht um ihr historisches Erbe geküm-
mert häten, dann würde es heute ein Siena nicht mehr geben.« Dann gäbe es
kein Venedig, »Venedig ist ein Wunder der pleglichen Wartung«. Aber genau die
fehlt heute in Pompeji.
Stella hate mit einem Artikel im »Corriere della Sera« gezeigt, wie die angeb-
liche Restaurierung des antiken Großen heaters in Pompeji unter Einsatz von
Beton jedweder Denkmalplege Hohn sprach. Sinn der Operation war es, das
heater für Großveranstaltungen vom Opern- oder Konzertabend bis zum Schla-
gerfestival zu nutzen. Es ging darum, Pompeji besser zu »valorisieren«, wie es in
der Sprache der Kulturpolitiker heißt, die sich mehr um die Verwertung als um
den Erhalt von Kulturgütern kümmern. Im Sommer 2011 wurde das Große heat-
er wegen der brutalen Fehlrestaurierung polizeilich beschlagnahmt und eine jur-
istische Untersuchung eingeleitet. Dabei häte man es mit mobilen Sitzkonstruk-
tionen durchaus für ualitätsveranstaltungen in dieser atemberaubenden Kulisse
nutzen können. Doch in der Notstandslogik gingen Auträge an dubiose Firmen-
konsortien, die mit Beton vollendete Tatsachen schufen. Und die Kosten für das
Große heater explodierten von veranschlagten 500000 Euro auf fast 6 Millionen
Euro.
Eine UNESCO-Kommission kam 2011 nach einem Besuch der Aus-
grabungsstäte zu dem Schluss, dass der Ort keine »theatralische Präsentation«
benötige, denn das »nackte Pompeji in seiner Herrlichkeit« sei ausstrahlung-
skrätig genug, um steigende Einnahmen zu gewährleisten. Doch man müsse mit
einem Plegeplan die tägliche Wartung der Anlage sicherstellen. Die kommissar-
ische Leitung hat inzwischen der gewöhnlichen Verwaltung wieder Platz
gemacht. Privatgruppen und Universitäten auch aus den USA oder aus
Frankreich sind derweil bereit, in Pompeji Geld und Know-how zu investieren.
Die italienische Regierung hat zudem ein Sonderinanzierungsgesetz mit einem
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