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Federico Fellini hat das Hotel in seinem Film »Amarcord« verewigt. Der Regis-
seur, der Rimini als junger Mann verlassen hate und nach Rom gezogen war,
stieg hier immer ab, wenn er in seine Heimatstadt zurückkehrte. Er bekam regel-
mäßig die Junior-Suite 315 im driten Stock mit zwei Schlafzimmern - eines für
ihn und eines für seine Frau, die Schauspielerin Giulieta Masina. Der Maestro
bestand auf dieser Zimmertrennung, denn Giulieta rauchte Zigareten, was Fede-
rico nicht ausstehen konnte. Dann, von Rom aus, träumte er sich immer wieder
hierher zurück: »Am Strand wird unser Heimweh klar und durchsichtig, vor al-
lem vor dem winterlichen Meer mit den weißen Wellenkämmen und dem starken
Wind, so wie ich es zum ersten Mal gesehen habe.« Heute wirkt das »Grand
Hotel« von Rimini ein bisschen außerhalb der Zeit und trotz allem Luxus sym-
pathisch veraltet - wie die leicht angestoßene Bonbonniere eines wertvollen Ser-
vices.
Hinter dem Prachtbau beginnen die grünen Alleen, durch die man spazieren
gehen kann. Was in unseren hektischen Städten längst nicht mehr möglich ist:
Hier lässt sich noch lanieren. Irgendwo laden immer eine Bar oder ein Café zur
kleinen Pause. Und zum romantischen Hafen ist es nicht weit. Die vielen Villen
der Gründerzeit erinnern an die Jahre, als Reisen noch das Privileg weniger war,
die Rimini zu ihrem Lieblingsplatz erkoren haten. Die Erinnerung daran lockte
kürzlich besonders viele Gäste aus Osteuropa hier an die Adria, und man hörte
mehr Russisch als andere Sprachen in den Strandbädern. Zum Glück hat sich das
Verhältnis zwischen den Herkuntsländern der Rimini-Gäste inzwischen wieder
etwas eingependelt.
Besonders Anfang Oktober, wenn der Abendwind vom Meer kommend durch
die Alleen streicht, scheint die Gartenstadt durchzuatmen nach einem letzten Tag
voll Sonne, Sport und Strandvergnügen. Die Saison geht zu Ende, der Abend
neigt sich über Rimini. Und hinter der Eisenbahn, in der Altstadt, die auch eine
Kulturstadt ist, suche ich »meine«, eine etwas versteckt gelegene piazzeta . Es
gibt hier einen Buchladen, einen Bäcker und zwei preiswerte Restaurants. Man
sitzt draußen und genießt.
Stadtregionen als Lebensnerven
Die Einwohnerzahl der Gemeinden sagt heute wenig über die Städte aus. Wer mit
dem Auto oder mit dem Zug durchs Land fährt, nimmt ot gar nicht wahr, wo
eine Gemeinde beginnt oder auhört. Es sind deshalb die Stadtregionen, die in
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