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Die Natur hat (leider) ein gutes Gedächtnis
Man spricht heute immer davon, dass der Umweltschutz eine Erindung der Geg-
enwart sei. Bereits in früheren Jahrhunderten sagten hydraulische Studien einen
langsamen Abbau der Gebirgs- und Hügelformationen durch Erosion voraus. Der
Boden würde, den Gesetzen der Schwerkrat folgend, einfach Richtung Küste
wandern. Um also Erdrutsche zu verhindern, wurden Landpächter in der Toskana
bereits im 18. Jahrhundert dazu verplichtet, möglichst wenig in Hanglagen an-
zubauen oder wenigstens Terrassen anzulegen. Sie mussten die Wasserläufe kon-
trollieren, das Regenwasser aufangen und ableiten. Notfalls leitete man sogar
ganze Flüsse um, und umgekehrt schütete man Erdhügel auf. Steile Hügellagen
wurden abgelacht, urbar gemacht und kamen damit unter die Wacht der Bauern.
Ein weiteres Mitel war auch die Auforstung, in der Toskana und in weiten
Landstrichen Kalabriens. Und so entpuppen sich das Hügelproil und die
Naturschönheiten der Toskana, die uns gleichsam von Gotes Hand geschafen
scheinen, als ein Werk der Menschen.
Seit der Landlucht und dem Rückgang der Agrarwirtschat hat der Mensch die
Natur wieder stärker sich selbst überlassen. 1951 wurden noch 27 Millionen Hek-
tar landwirtschatlich genutzt, heute sind es nur noch 17 Millionen. Im ersten
Jahrzehnt dieses Jahrhunderts mussten fast 500000 Betriebe schließen. Hinzu
kommen die vielen bekannten Sünden: von der Asphaltierung der Wasserläufe
über das Abholzen der Wälder bis zur unkontrollierten Besiedelung und Ver-
städterung. Die Folge sind Erdrutsche und Überschwemmungen bei extremer
Belastung wie Dauerregen, besonders an den Rändern des Apennins, wie in den
Cinque Terre an der ligurischen Küste, deren Ortschaten im Herbst 2011 von
Schlammmassen verschütet wurden.
Sogar eine Stadt wie Turin kann plötzlich unter Wasser stehen. Im Oktober des
Jahres 2000 hate ich Karten für das Spiel der Champions League Juventus gegen
den HSV bekommen, aber die Autobahn Mailand-Turin war wegen eines Brück-
enbruchs gesperrt. Ein paar Stunden vor Spielbeginn aber wurde eine Notbrücke
errichtet. So hate der HSV im Stadio delle Alpi zwei Fans mehr (meine Tochter
Gianna und mich) und gewann mit unserer Unterstützung prompt und sensation-
ell mit 3:1. Die Freude währte allerdings nicht lang, denn der HSV überstand trotz
dieses Sieges nicht einmal die erste Runde der Champions League.
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