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stoßen, wobei die afrikanische Plate mit einer Geschwindigkeit von etwa einem
Zentimeter pro Jahr unter die eurasische Plate wandert. Alle drei bis vier Jahre
gibt es Beben mit zerstörerischen Folgen. Besonders gefährdet sind Teile des mit-
tleren Apennins, Kalabrien und Nordostsizilien sowie der Alpensüdrand bis nach
Friaul, wo es zuletzt 1976/77 zu mehreren katastrophalen Beben gekommen war.
Und dass auch die Poebene gefährdet ist, zeigte die Welle von schweren Erd-
stößen, die im Frühsommer 2012 die Gegenden um Ferrara, Modena und Mantua
erschüterten. Dabei wurden Kulturgüter ebenso zerstört wie Produktionsanlagen
vieler kleiner Betriebe. So als wollte sich die Natur in unsere Erinnerung rufen.
Eine Plage mit biblischen Ausmaßen
Im Sommer erschrecken immer wieder die Bilder von Wald- und Buschbränden.
Es ist schwer, die Ursache dieser Brandkatastrophen herauszuinden: Das Feuer
kann aus Nachlässigkeit entstanden oder von Brandstitern gelegt worden sein.
Manchmal sind es Grundstücksspekulanten, die versuchen, einen Baugrund für
sich nutzbar zu machen. Ot hat die Maia ihre Hände im Spiel. Oder Sonderein-
heiten zur Brandbekämpfung und Wiederauforstung legen gar selbst Feuer, um
sich die Arbeitsplätze zu erhalten, wie ein Ministeriumsbericht jüngst einräumen
musste. Vielfach nutzen Hirten das System der Brandrodung, um in der trocken-
en Jahreszeit neuen Futergrund für ihre Herden zu gewinnen. In den abgebran-
nten Macchia-Flächen genügt ot der Nachtau, um die Wurzeln des Buschwerks
wieder zum Keimen zu bringen. Brandrodungen sind in Mitel- und Süditalien je
nach Region zwischen September und Oktober erlaubt, müssen aber vorher an-
gemeldet und genehmigt werden. Doch einige Hirten greifen auch aus Selbster-
haltungstrieb zur Eigeninitiative. Und manchmal genügt eine Unachtsamkeit oder
ein plötzlicher Wechsel des Windes, dass aus der kontrollierten Rodung ein un-
kontrollierter Brand wird.
Im Zuge meiner Recherchen für die »Gebrauchsanweisung für Sardinien« be-
suchte ich kürzlich Enea Cuccu, der viele Jahre lang der Forstverwaltung der In-
sel vorstand. Der inzwischen Siebzigjährige berichtete von einer Plage mit
geradezu biblischen Ausmaßen: Zwischen 1971 und 2005 wurden allein auf
Sardinien im Durchschnit 40000 Hektar Naturläche pro Jahr zerstört. Von 1983
bis 2006 starben dabei 41 Menschen, die meisten von ihnen kamen bei der Brand-
bekämpfung ums Leben. Ganz schlimm war es im Jahr 1983, als Cuccu den Ein-
satz gegen einen riesigen Flächenbrand in der Gallura im Norden Sardiniens
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