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gelebt hat. Anders als seine Nachbarn hat Ovidio sein Land nicht an das Konsor-
tium verkaufen wollen, in dem sich italienische Großunternehmer vom Festland
und einige Bankhäuser zusammengeschlossen haben. »Ich bin unbequem, de-
shalb will man mich hier weghaben«, schimpt er. Ein Hund und eine Katze habe
man ihm schon vergitet. Wer? »Na wer wohl«, schnaubt Ovidio. Der kleine
Mann, krumm wie eine sardische Eiche, brummelt unverständliche Sätze im
Dialekt und zeigt auf die braunen Bungalows vor seiner Bauernkate, wo noch vor
wenigen Monaten ein Orangenhain leuchtete. Ovidio wurde im Herbst 2011 zu
einer bekannten Persönlichkeit. Ein sardischer David, der den italienischen Go-
liath herausgefordert hat. Zeitungen wie der Mailänder »Corriere della Sera«
berichteten über ihn, sogar ein Journalist des Londoner »Guardian« hat ihn in
seiner Kate besucht. »Sardischer Schafshirte bringt umstritenes Tourismuspro-
jekt ins Wanken«, stand über dem Artikel. »Von wegen Hirte«, poltert Ovidio, als
ich ihn besuche. Er sei Bauer, kein Hirte!
Das Konsortium hate wohl gedacht, es könnte den Kleinbauern, der eine
Schule nur bis zur vierten Klasse von innen gesehen hat, mir nichts, dir nichts
über den Tisch ziehen. So hat man einen Weg überbaut, dessen Besitz sich Ovidio
mit der Baugesellschat teilt, und ihm dafür einen neuen Weg angelegt. Doch der
Starrkopf will seinen alten Weg wiederhaben. Der Umweltschutzverband Italia
Nostra unterstützt David Ovidio gegen Goliath Konsortium. Und Italia Nostra hat
auch eine Klage gegen das Gesamtprojekt, das einen der schönsten Landstriche
Sardiniens verschandelt, vor dem Verwaltungsgericht eingereicht. Das Projekt
würde, so Maria Paola Moritu von der sardischen Sektion des Verbandes, gegen
eine ganze Reihe von Naturschutzbestimmungen und Gesetze verstoßen. Und,
von einigen Saisonarbeitern abgesehen, keine neue Beschätigung in diese von
Armut geplagte Gegend bringen.
In der Gemeinde Teulada (3800 Einwohner), zu der auch die Traumlandschat
bei Capo Malfatano gehört, liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei über fünfzig
Prozent. »Doch die Leute hier«, so Maria Paola Moritu, »verstehen nicht, dass
die Natur ihr eigentlicher Reichtum ist.« Über 600 Wohnungen würden in der
Gemeinde leer stehen, da sei jeder Neubau eine Verschwendung. Es ginge darum,
einen santen Tourismus zu entwickeln, indem man etwa die forriadroxius res-
tauriere und zu Ferienwohnungen umbaue. Dann würden auch die Gewinne auf
der Insel bleiben und nicht wie bei dem Konsortium aufs italienische Festland
ließen.
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