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denen zwanzig als Kunstwerke eingerichtet sind. Zum Beispiel feuerrote Gruten,
federleichte Nester und haremsgleiche Kuschelecken. Oder eben »La Stanza del
mare negato« (Das Zimmer des verweigerten Meeres) des venezianischen Künst-
lers Fabio Plessi, der die Wände des Raums mit alten Holztüren des Ortes
verkleidet hat. Nur eine von ihnen lässt sich öfnen und führt zum Balkon, von
dem aus man aufs Meer blicken kann, dessen Wellen keine zwanzig Meter ent-
fernt an den kleinen Strand des Hotels rollen. Während auf Bildschirmen ein
Video der Brandung läut, soll man sich auf die reale wie metaphorische Suche
nach dem wirklichen Meer machen. Das Bet des Zimmers von Plessi hat Rollen
und »schwimmt« wie ein Floß in der Mite des Raumes auf der Suche nach neuen
(?) Ufern. Philosophie liegt in der Lut, so wie eigentlich jedes der Künstlerzim-
mer eine Botschat hat. Das »Atelier sul Mare« ist damit Hotel wie Museum von
Gegenwartskunst zugleich (und auch für Nichtgäste zu besichtigen).
Verehrung der Schönheit
Den Ort Tusa indet man etwa 25 Kilometer östlich von Cefalù etwas abseits der
Küste, wo die Provinz Messina beginnt. Er ist, mit allen Eingemeindungen, 3000
Einwohner groß, im Sommer sind es vier Mal so viel. Die Touristen und die Bes-
itzer von Ferienwohnungen halten sich meist im Fischerdorf Castel di Tusa direkt
am Meer auf, wo auch der kleine Bahnhof liegt. Ein paar Kirchen, eine Burgruine,
archäologische Reste der hellenistischen Stadt Halaesa und ein meist steiniger
Strand, gegen den lautstark das Meer brandet - im Dunst kann man die Insel
Ustica ausmachen. Touristisch gesehen ist das eher sizilianische Hausmannskost.
Wenn es da nicht das »Atelier sul Mare« gäbe - und im Hinterland die Fiumara
d'Arte, eine Art Skulpturenpark, der zumindest in Süditalien ohnegleichen ist.
Aber was heißt schon Park. Mit einer iumara bezeichnet man in Süditalien
Wasserläufe, die im Frühling und Sommer austrocknen. Im Tal der Fiumara di
Tusa, an den Hängen und auf den Gipfeln der Erhebungen liegen weit verstreut
Freilutskulpturen, die markante Zeichen in der im Frühling dutenden Land-
schat setzen. Ein magisch wirkendes riesiges »Labyrinth der Ariadne« zum Beis-
piel von Italo Lanfredi, vor dem der wilde Fenchel wächst, während im Hinter-
grund die Gipfelline der Monti Nebrodi auf und ab läut. Oder eine dunkelblaue
Betonwelle, die den Titel »Energia mediterranea« trägt. Antonio Di Palma, ihr
Schöpfer, wollte damit Hügel und Meer miteinander verbinden. Und daran erin-
nern, dass dieses Land vor den Erdfaltungen der Vorgeschichte vom Meer über-
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