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Pasta ist Volks- und Familiennahrung. Ein Teller Spagheti bedeutet Geborgen-
heit, wie sogar die Werbung suggeriert: Dove c'è casa, c'è Barilla , wo ein Zuhause
ist, da ist Barilla. Und abends unter Freunden, wenn man nach dem Kino noch
spät zusammensitzt, macht man der Geselligkeit wegen eine spaghetata , um den
aukommenden Hunger zu stillen - und um einen Vorwand für ein weiteres Glas
Wein zu haben.
Pasta ist auch Nationalstolz: Als der »Spiegel« in den Siebzigerjahren eine
Maiageschichte mit einem Cover aulegte, das eine Pistole als Garnierung auf
einem Teller Spagheti zeigte, ging ein Sturm der Entrüstung durchs Land. Denn
man konnte deutlich sehen, dass die Spagheti völlig verkocht, also nicht al dente
waren. Die Deutschen, so die südländische Volksseele, sollten erst einmal lernen,
richtig Spagheti zu kochen, ehe sie Italien kritisieren und über Maia und Terror-
ismus schreiben. Auch heute wird man auf dieses Titelbild angesprochen, das die
Italiener den Deutschen noch immer nicht verziehen haben.
Es ist interessant, bei dem klassischen Italienreisenden Goethe nachzulesen, was
er über seine erste Begegnung mit dieser Göterspeise in Neapel im Mai 1787
notierte: »Die Makkaroni, ein zarter, stark durchgearbeiteter, gekochter, in gewis-
sen Gestalten gepresster Teig von feinem Mehle, sind von allen Sorten überall um
ein Geringes zu haben. Sie werden meistens nur in Wasser abgekocht, und der
geriebene Käse schmälzt und würzt zugleich die Schüssel. Fast an der Ecke jeder
großen Straße sind die Backwerkverfertiger mit ihren Pfannen voll siedenden
Öls, besonders an Festagen, beschätigt, Fische und Backwerk einem jeden nach
seinem Verlangen sogleich zu bereiten. Diese Leute haben einen unglaublichen
Abgang, und viele tausend Menschen tragen ihr Mitag- und Abendessen von da
auf einem Stückchen Papier davon.« Warum erwähnt Goethe die Pizza mit
keinem Wort? Mochte er sie nicht?
Möglich, dass bereits die Etrusker Teigwaren aus Hartweizenmehl gekocht
haben. Schritliche Hinweise über Maccheroni gibt es zum Beispiel in einem
Testament aus dem Jahr 1279, in dem ein Notar aus Genua einen mit Maccheroni
gefüllten Korb erwähnt. Dreizehn Jahre später soll Marco Polo die Spagheti aus
China mitgebracht haben. Doch da gab es längst auf Sizilien ein Gericht, das ein
arabischer Geograf als »Teig in Form langer Fäden« beschrieb.
Wem auch immer die Palme der Schöpfung gebührt - im römischen Spaghet-
timuseum kann man die verschiedenen heorien studieren. Mir als Pastafan ist
ganz gleich, woher sie stammt, wichtig ist allein, dass es sie immer noch gibt.
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