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es sie noch gibt. Der jedes Jahr neu aufgelegte Osteriaführer der Slow-Food-
Bewegung hilt da weiter. Wer einfach nur Wein zum Essen trinken möchte, ist
vor allem auf dem Land mit dem meist ofenen vino di casa (Tischwein lokaler
Provenienz) gut bedient. In großen Städten wird alles schwieriger, weil die Met-
ropolen auf dem unteren Preisniveau am schnellsten dem internationalen Druck
der Gleichmacherei nachgeben.
Und schließlich: Viel haben wir von der mangelnden ualität mancher Trink-
wasser etwa in gewissen überdüngten Zonen der Poebene gelesen, aber noch
fehlt die Abhandlung, die das Hohelied des Mineralwassers anstimmt. Durch die
vielen natürlichen uellen in den Alpen und im Apennin gibt es ein breit gefäch-
ertes Angebot von Wassern, je nach Geschmack saurer, schwefeliger, eisenhalti-
ger. Mit hohem Mineralanteil ( minerale ) oder mit etwas niedrigerem ( oligomin-
erale ).
Das S.Pellegrino aus der Valbrembana nördlich von Bergamo ist nur das modis-
chste aller Wasser zwischen dem Aostatal und dem sardischen Hochland. Zwei-
hundertsechsundsechzig verschiedene Marken kämpfen um Kunden, die immer
häuiger zum Wasser aus der Flasche greifen. Die Italiener gehören (nach den Ar-
abischen Emiraten und Mexiko) zu den Weltmeistern im Verbrauch von Mineral-
wasser (195 Liter jährlich pro Kopf), jede Familie gibt dafür im Durchschnit rund
235 Euro im Jahr aus. In Mailand konnte man sich bis vor wenigen Jahren an
einem öfentlichen Brunnen im Parco Sempione sein eigenes Schwefelwasser za-
pfen. Das ist vorbei - dafür gibt es aber in Rom im Bahnhof Termini die erste
reine »Wasser Bar«, die sich ganz zeitgeistgemäß - und die Italiener sind Zeit-
geistfans - »water store« nennt. Und in Mailänder Snoblokalen wie dem »Corso
Como 10« bekommt man neben der Wein- auch eine Wasserliste zum Menü.
Noch fehlt der jüngste Schrei der internationalen Wasserszene, das sündhat
teure Eisbergwasser Borealis aus den USA. In wenigen Jahren werden wir ver-
mutlich italienisches Gletscherwasser aus den Alpen angeboten bekommen, das
dann »Glacier source« heißen wird. Oder so ähnlich.
Um Wasser kümmert sich die Slow-Food-Bewegung (noch) nicht. Sie hat sich
zum Ziel gesetzt, die regionale Küche zu schützen und zu fördern. Es geht um
ualität, und die hat ihren Preis. Angefangen hate alles in dem piemontesischen
Städtchen Brà zwischen Alba und Cuneo. Vor fast vierzig Jahren erschüterte hier
eine Nachricht einen gewissen Carlo Pertini und seinen Freundeskreis: Die
größte Fast-Food-Kete der Welt wollte sich aufmachen, Rom zu erobern. Der
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