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venezianische Art im Sud von Chilischoten und Weißwein gedünstet) reden
wollen, also von den cozze , so ist auch das ein geograischer Begrif, der aus Mit-
tel- und Süditalien stammte. An der nördlichen tyrrhenischen Küste heißen sie
auch einfach muscoli (Muskeln), an der oberen Adria nennt man sie manchmal
noch wie früher pidocchi di mare (Meeresläuse). Doch hat sich hier ausnahms-
weise der Süden einmal sprachlich durchgesetzt. Wer den richtigen, also wis-
senschatlich richtigen Namen mitilo (Mytilius) benutzte, würde auf einem der
herrlichen Fischmärkte Italiens, zum Beispiel auf der pescheria in Treviso, nur
Kopfschütteln ernten. Aber ich will Ihnen den Teller cozze nicht mit solchen lin-
guistischen Feinheiten vermiesen, nehmen Sie noch etwas Zitrone und einen gut
gekühlten Pinot grigio aus der Marca Trevignana, dazu krumiges Weißbrot - das
Antipasto ist gereicht.
Die Röte des Rots vom radicchio
Bevor man in einer italienischen Stadt ein Museum, einen Palazzo oder eine Aus-
grabungsstäte besichtigt, sollte man auf einen Lebensmitelmarkt gehen. Es gibt
viele berühmte, und kein Markt gleicht dem anderen: Rialto in Venedig, Porta
Palazzo in Turin, Piazza delle Erbe in Verona, Sant'Ambrogio in Florenz, Campo
de' Fiori in Rom oder der Ballarò in Palermo - und viele, viele weniger berühmte
zum Beispiel in den Gassen von Neapel oder unter den Hallendächern von Mail-
and (Piazza Wagner), in die man seine Nase stecken und Italien in seiner ganzen
Vielfalt erleben kann.
Es müssen nicht immer Trüfel sein - aber die herbstlichen Trüfelmärkte in
Alba oder Asti sind ein Erlebnis. Von Ort zu Ort verändert sich, was eigentlich
gleich ist: Da gibt es in Chioggia den runden und roten radicchio , der am besten
roh schmeckt, in Verona ist er rosa und leischiger, in Castelfranco marmoriert
mit ausgefransten Blätern, und schließlich wächst er in Treviso länglich,
schmeckt etwas biterer und kommt gegrillt auf den Tisch.
Allen Puristen zum Trotz, die nur das angeblich Ursprüngliche suchen, raten
wir zu einem Gang durch einen großen Supermarkt in einem der neuen Einkauf-
szentren, die sich außerdem zu den neuen Trefpunkten von Jugendlichen und
von Familien entwickeln. Die Italiener machen es ja auch: 1988 erledigten sie ihre
Einkäufe dort nur zu 16 Prozent, 20 Jahre später waren es bereits über 60 Prozent,
Tendenz steigend.
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