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ive Auswirkungen wie Preissteigerungen, Mehrkosten für Erhalt der Bauwerke
und Stadtanlagen oder steigende Mikrokriminalität lassen sich so verschmerzen.
Es sind besonders die nord- und mitelitalienischen Bankstitungen, die sich
auf der Privatseite engagieren. Laut Statut sind sie verplichtet, ihr regionales
Umfeld zu fördern. Dabei haben sie zuletzt mit insgesamt 1,5 Milliarden Euro im
Jahr die unterschiedlichsten Initiativen (vor allem im Sozial- und Ausbildungs-
bereich) unterstützt - immerhin kamen dreißig Prozent der Fördergelder der Kul-
tur zugute. Viele der 1200 Festivals (darunter allein 200 zum hema Literatur)
haben allerdings kaum mehr als lokale Bedeutung. Darunter so bunte Veranstal-
tungen wie das Festival des »Windes« (Ligurien), des »Dudelsacks« (Basilicata)
oder das Umweltfestival der »glücklichen Regression« (Emilia-Romagna). Auch
haben sich einige traditionelle Kirmesveranstaltungen (meist um ein kulinar-
isches Produkt) zu mehrtägigen Kulturfestivals der Schnecke, des Trüfels oder
des Sorbets mit Ausstellung und Konzert gemausert. Bei all diesen Veranstaltun-
gen, so Moni Ovadia vom »Mitelfest«, spürten die Leute, dass sie ihren Kopf in
der Freizeit auch anders gebrauchen können, als ihn vor den Fernseher zu halten.
Die Literatur ist ein merkwürdiges Kapitel. Einerseits ist Italien ein
leseschwaches Land, in dem die Hälte aller Bewohner kein einziges Buch im Jahr
kaut. Andererseits hat es eine lebhate Literaturszene mit mondänen Literatur-
preisen, einer großen Buchmesse (jedes Jahr im Mai in Turin) und eben den
vielen Lesefestivals wie in Mantua oder Gavoi. Die Literaturhauptstadt Italiens ist
Mailand, wo allein ein Viertel aller Bücher, die italienische Verlage drucken
lassen, auch verkaut werden. Vier große Verlagsgesellschaten (Mondadori, De
Agostini, RCS-Rizzoli und die Mauri-Spagnol-Gruppe) beherrschen den Markt,
aber die interessantesten Bücher erscheinen in mitleren oder kleineren Häusern,
von denen sich nicht wenige den Großen anschließen mussten (wie beispiels-
weise Einaudi bei Berlusconis Mondadori).
Die literarische Einbahnstraße
Beim Reis lernt man die interessantesten Leute kennen. Wenn Inge Feltrinelli
sagt: »Kommen Sie doch zum Risoto vorbei«, trit man in dem von roten und
gelben Farben geprägten Ambiente der Feltrinelli-Wohnung ausländische Gäste,
wie zum Beispiel Nadine Gordimer oder Jürgen Habermas, und ot italienische
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