Travel Reference
In-Depth Information
Glückliches Italien: In Matera (Basilicata) folgt das »Woman's Fiction Festival«,
das der Frauenliteratur gewidmet ist. In Turin feiert man das Festival der Spiritu-
alität, in Parma steigt jedes Jahr im Oktober das »Festival dell'architetura«, in
Genua im November das der Naturwissenschaten. Vorangegangen sind bereits
das Festival der Wirtschat in Trento, das des Friedens in Udine und das der Liter-
atur in Gavoi (von dem ich in der »Gebrauchsanweisung für Sardinien« erzähle).
Hinzu kommen noch das der Mathematik in Rom oder das Fachgrenzen und Kul-
turen überschreitende Mailand-Festival »La Milanesiana«. Die Festivals seien
»wie Blumen in diesem unglückseligen Land hervorgewachsen«, freut sich der
Schauspieler und Schritsteller Moni Ovadia, der das Miteleuropa-Festival in
Cividale del Friuli leitet.
Ganz Italien scheint ein einziges Happening. Insgesamt soll es 1200 solcher
jährlich wiederkehrenden Festivals geben, so viele wie in keinem anderen
europäischen Land. Sie werden von rund neun Millionen Menschen, überwie-
gend Frauen, besucht. Die klassischen Kino-, Musik- und heaterfestivals zwis-
chen Venedig, Pesaro und Neapel gar nicht mitgezählt. Das Phänomen ist, wie
eine Untersuchung von Guido Guerzoni zeigt, der Kulturmanagement an der
Mailänder Wirtschatsuniversität Bocconi unterrichtet, relativ neu und basiert
auf dem »Modell Mantua«.
Das Literaturfestival der Gonzaga-Stadt wurde vor 13 Jahren nach dem Vorbild
der walisischen Provinz Hay-on-Wye eingerichtet, wo jährlich die internationale
Literatenprominenz autrit. Die Italiener können diese Lebendigkeit durch den
Charme alter Stadtanlagen und dank eines (meist) angenehmen warmen Klimas
noch verstärken. Auf den Plätzen Mantuas, in den Höfen historischer Palazzi,
unter Arkaden sowie in Gärten oder Kreuzgängen werden Bücher vorgestellt und
diskutieren Autoren mit dem Publikum.
Im ersten Jahr 1997 kamen 12000 Besucher, zehn Jahre später waren es bereits
70000. Und während zu Beginn die Veranstaltung größtenteils von der öfent-
lichen Hand inanziert wurde, werden heute die Kosten von inzwischen 1,4 Mil-
lionen Euro zu zwei Dritel von privater Seite bestriten. Hinzu kommen an die
600 freiwillige, immer freundliche Helfer, ohne die die Stadt im Chaos versinken
würde. Guido Guerzoni hat in seiner Studie nachgerechnet, dass jeder Euro, der
hier investiert wird, im Raum Mantua einen Umsatz generiert, der acht Mal so
hoch ist. Arbeitsplätze werden geschafen, die Steuereinnahmen steigen, und der
Ort könne einen spürbaren Imagegewinn etwa bei Touristen verzeichnen. Negat-
Search WWH ::




Custom Search