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weiht werden. In Turin muss man auch nach 2012 noch ein paar Jahre draule-
gen.
Italien ist trotz seiner einmaligen historischen und kunstgeschichtlichen Zeugen
nicht der kulturelle Motor Europas. Paris, London, Berlin scheinen Metropolen zu
sein, die sehr viel lebhater nach kulturellen Antworten auf die großen und klein-
en Fragen der Gegenwart suchen. Leider entwickeln sich Florenz und Rom ohne
innovativen Kulturbetrieb immer mehr zu reinen Museumsplätzen. Doch bieten
viele italienische Städte reizvolle Nischen: Es gibt eine bewegte heaterland-
schat, die neben einigem Mitelmaß die eine oder andere Überraschung bereit-
hält, etwa die Societas Rafaello Sanzio aus Cesena an der romagnolischen Küste,
das Teatro delle Albe aus Ravenna oder das Mailänder Teatro dell'Elfo-Puccini.
Eine Traditionseinrichtung wie das von Giorgio Strehler gegründete Teatro Pic-
colo ist inzwischen mit eigener Schauspielschule, einem Archiv, einem Buch-
laden, einer heaterbar und einem Web-TV aus dem kulturellen Leben der Stadt
nicht mehr wegzudenken. Es versteht sich von selbst, dass ich dem schauspiel-
erischen Weg meiner Tochter Mara in einer kleinen heaterschule am Stadtrand
folge.
Im Kino regt sich - wie die Medien sagen - una primavera italiana , ein italien-
ischer Frühling, zu dem die jüngsten internationalen Erfolge von Regisseuren wie
Nanni Moreti (»Habemus Papam«) oder den Gebrüdern Taviani (»Caesar darf
nicht sterben«) beigetragen haben.
Und nicht zu vergessen die Musik! Was eine italienische Oper ist, erklärte mir
ein angesehener Musikwissenschatler in Kurzfassung: »Ganz einfach: Eine itali-
enische Oper dauert drei Stunden, und während dieser Zeit will ein Tenor mit
einem Sopran ins Bet, aber ein Bariton versucht, das zu verhindern.« Die Lang-
fassung bietet meistens mehr Vergnügen - wenn man Karten für eine
Auführung bekommt (die man am besten bereits vor Reiseantrit übers Internet
buchen sollte). Mag sein, dass sich die Mailänder Scala etwas überschätzt, was
ihre künstlerische Ausstrahlung und Bedeutung angeht, dennoch ist sie ein
geradezu mythischer Fixpunkt im internationalen Musikleben. Um meine (gele-
gentlichen) Pressekarten werde ich sehr beneidet. Das beste Publikum - sagen
die Kritiker - sitzt in Parma. Festivals wie das Rossini Opera Festival in Pesaro,
Einrichtungen wie das Teatro del Maggio Musicale Fiorentino, das Europäische
Jugendorchester von Ravenna oder Claudio Abbados Orchestra Mozart sind nur
einige Beispiele für den musikalischen Reichtum Italiens. Die großen und kleinen
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