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bunter, als uns das schmutzige Weiß der Statuen und Säulen seit Renaissance und
Klassizismus (und ihrer Gipskopien) glauben macht. In den 2000 Jahren, die uns
von der Antike trennen, haben Wind, Weter und die Zeit die Farben bis zur
Unkenntlichkeit verblassen lassen.
Historisches Erbe und Gegenwart in den Künsten
Die neuen Farben sind vielleicht ein Sinnbild für den Schwung, den das Land
bekommen hat. Überall nimmt man Restaurierungsarbeiten in Angrif. Außerdem
sind ältere, zum Teil überfällige Arbeiten endlich abgeschlossen worden - zum
Beispiel der Schiefe Turm von Pisa, das Abendmahl von Leonardo in Mailand
oder der Freskenzyklus zur Kreuzlegende von Piero della Francesca in der Kirche
S. Francesco von Arezzo.
Wenn man dennoch einmal vor einem Baugerüst oder einer geschlossenen
Kathedrale stehen sollte, könnten ein paar Zahlen helfen, um zu zeigen, wie
schwer Italien an seinem historischen Erbe trägt: Rund 30000 historisch bedeu-
tende Pfarrkirchen, 200 Kathedralen, 60000 Oratorien und Kapellen, 29000
Archive, 300 architektonische Komplexe und weitere 300 Bischofspaläste machen
allein aus den religiösen Bauten eine Metropole der Kulturgüter. Dazu kommen
rund 40000 Schlösser, Burgen und Festungen und 20000 unter Denkmalschutz
stehende Ortskerne. Kein anderes Land der Welt kennt solche Mengen an il-
lustren Bauschätzen. Und wenn etwa in Prato die Außenkanzel von Donatello
und Michelozzo wiederhergestellt worden ist, erregt das ebenso wenig Aufsehen
wie der Abschluss der Restaurierungsarbeiten der Mailänder Certosa mit den
Fresken von Daniele Crespi. Da muss es sich schon um einen Gioto handeln (wie
im März 2002 in Padua), damit auch die Zeitungen landesweit darüber berichten.
Aber nicht jedes Gerüst lässt sich mit der Flut der Aufgaben erklären. Dass
Turin nach dem Brand der Cappella della Sindone (im April 1997) ein paar Jahre
warten musste, bevor überhaupt die vielen Details des Wiederaubaus der herr-
lichen Barockkapelle von Guarino Guarini geklärt werden konnten, war allen
Beteiligten von Anfang an klar. Warum es in Venedig um den Wiederaubau des
Opernhauses La Fenice nach dem Brand von 1996 zu einer Dauerposse gekom-
men ist, bei dem sich verschiedene Baukonsortien untereinander und mit der
Stadt striten und der Übergabetermin von Jahr zu Jahr verschoben wurde, ist
nicht einsichtig. Im Dezember 2003 konnte die Fenice dann endlich wieder einge-
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