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gästen verschickt (manchmal werden auch für Einkäufer extra Termine angeset-
zt). Jeder will einen Platz in der ersten Reihe haben, und besonders lange
Gesichter machen die, die in der zweiten sitzen müssen. Am siting , an der
Sitzordnung, kann man nämlich die Hierarchie der Prominenz erkennen - es ver-
steht sich von selbst, dass meine Plätze immer ganz hinten liegen.
Manche Stars und Fachleute kommen unaufgefordert. Hier schlägt die Stunde
der Jollys, wie die smarten, jungen, unaufällig elegant (bei Prada zum Beispiel
ganz in Grau) gekleideten Damen und Herren des Ordnungsdienstes heißen. Sie
fangen die Celebrities, die Berühmtheiten, bereits im Gang ab und geleiten sie an
vorsorglich freigehaltene Plätze. Außerdem müssen die Bodyguards der Stars
(und einiger Models) untergebracht werden, während sich - ciao bella! - die VIPs
begrüßen, Küsschen hier, Küsschen da. Alain Delon winkt Courtney Love zu, Ge-
orge Clooney umarmt Scarlet Johansson, und die Beckhams sind natürlich auch
da. Wie man hört, bezahlen einige Designer ihre VIPs pro Autrit. Derweil boxen
sich die Fotografen und Kameramänner am Kopfende des Laufsteges um die be-
sten Plätze und protestieren, weil die silata immer noch nicht angefangen hat
und der nächste Termin drängt. Hinter der Bühne legt der eigens engagierte Styl-
ist mit nervöser Spannung zusammen mit seinen Helfern letzte Hand an Make-
up und Frisur der Models, der berühmte Designer kontrolliert unterdessen noch
einmal den Faltenwurf der Röcke und Blusen, und der Regisseur weist zum let-
zten Mal den butafuori ein, der die Models auf den Laufsteg schickt. Seine Arbeit
ist enorm wichtig: ein falsches Timing, eine Verzögerung - und der ganze Rhyth-
mus der Show ist dahin.
Dann, endlich, setzt die eigens für die Show zusammengestellte Musik ein, der
Beat gibt die Schritfolge vor, die Models stampfen geradezu über den Laufsteg
nach draußen, erster Beifall brandet auf. Für die silata von Jil Sander - die Marke
ist längst von Prada aufgekaut und wird von einem Franko-Jugoslawen entwor-
fen - hate ich einst auch einen Stehplatz für Gianna bekommen. Das heißt, die
Tochter saß, und der Vater stand. Sie war von der Atmosphäre begeistert. Aber
würde sie alles anziehen, was sie gesehen hat? Vermutlich nicht.
»Neunzig Prozent dessen, was man bei einer Modenschau sieht, geht nie in
Produktion«, sagte Laura Biagioti in einem Interview. »Die Show ist vor allem
ein Medienereignis, damit man von der Linie des Modeschöpfers spricht.« Nach
10, spätestens 15 Minuten ist alles schon vorbei, die Fotografen packen eilig ihre
Sachen zusammen, und die Models stelzen langbeinig von dannen, vorbei an Au-
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