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Das Land, wo die Zitronen blühen
Landschaftsbilder, Streifzüge und Naturgewalten
Mit Zitronen ist das so eine Sache. Wer mit ihnen handelt, macht ein schlechtes
Geschät. Jedenfalls in der deutschen Redensart. Wenn wir dagegen an die weißen,
sternförmigen Blüten des Baumes denken, wird uns warm ums Herz. Tragen doch
die immergrünen Zitronenbäume das ganze Jahr gleichzeitig betörend herb
dutende Blüten und leuchtend gelbe Früchte. Und wo sie wachsen, muss es da
nicht sommerlich, nicht einfach wohltuend schön sein?
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein santer Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin möcht' ich mit dir,
O mein Geliebter, ziehn.
Wer weiß, wie viele Menschen dieser Auforderung unseres Dichter-Titanen aus
dem »Wilhelm Meister« gefolgt sind und wie viele es noch sein werden. Und
würde es eine Auszeichnung geben für den besten Werbespruch der Tourismusin-
dustrie aller Zeiten, Goethe häte ihn verdient. Ja, auf ins Land, wo die Zitronen
blühen, hin zu den herrlichen Landschaten zwischen dem Alpenkranz und der
Straße von Sizilien, hin zu lauen Sommernächten, dem leisen Plätschern des
Meeres und einem Schoppen Wein! Zu Zypressen und immergrünen Steineichen,
langen Stränden und kurvigen Landstraßen. Zu schatigen Gartenrestaurants, dem
Summen der Zikaden und den Rufen der Nachtigallen. Und einem überwälti-
genden Sternenhimmel über den Hügeln der Toskana… Allerdings wechseln auch
südlich der Alpen die Jahreszeiten, und ich habe selten so gefroren wie zu jener
Zeit, als ich in Rom in einer Wohnung ohne Heizung gelebt habe.
Später wohnte ich jahrelang in Mailand in einer Wohnung ganz oben im sech-
sten Stock, von deren Balkon man in einen weiten Innenhof zwischen zwei
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