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der Kirche selig- oder sogar heiliggesprochen wurden. Zum Beispiel der Gefäng-
nisseelsorger Giuseppe Cafasso, der Gründer der Salesianer Giovanni Bosco oder
eben Giuseppe Benedeto Cotolengo, der sich um die Betreuung von »Waisen,
Krüppeln und Geisteskranken« kümmerte und ihnen in seiner »Piccola Casa
della Divina Provvidenza« (dem kleinen Haus der götlichen Vorsehung) eine
Heimstat gab. In Italien gilt Don Giuseppe als ein »Apostel der Nächstenliebe«.
Seine kurz als »Cotolengo« bezeichnete Einrichtung, die sich vor allem auf
Freiwilligenarbeit stützt, unterhält heute Niederlassungen überall im Land und in
verschiedenen Teilen der Welt.
Die in Soziologie promovierte Suor Giuliana, die zusätzlich in den USA einen
Master in Philosophie erwerben konnte, koordinierte viele Jahre lang den Einsatz
der freiwilligen Mitarbeiter am Turiner Muterhaus. Zusammen mit anderen
gründete sie außerdem die Non-Proit-Organisation »Mamre«, die sich um die
psychologische und psychotherapeutische Betreuung von Emigranten im Raum
Turin kümmert. Die linke Stadtverwaltung entsandte sie schließlich vor einigen
Jahren als Vertreterin der Kommune in den Aufsichtsrat der Sanpaolo-Bank. Die
weißhaarige Schwester mit den wachen Augen bleibt voller Hofnungen, auch
wenn sie sich zeit ihres Lebens etwa von Hofnungen auf die Krat von Reliquien,
Wunderheilungen gar, ferngehalten hat. Und man versteht, dass ihr etwa eine
Figur wie Padre Pio und der Kult um ihn durchaus fremd sein müssen. Doch das
Grabtuch? Es verspreche keine Wunder, es verlange Andacht. »Ein Mysterium«
nennt sie das. Keine Frage der Echtheit. Und warum das Geheimnis des Glaubens
ablehnen?
Johannes Paul II. hate das Grabtuch »einen Spiegel des Evangeliums« genan-
nt. Über die Authentizität und eine Beziehung zum historischen Jesus wollte er
sich nie äußern, »die Kirche habe keine besondere Befugnis, zu diesen Fragen
Stellung zu beziehen.« Der 2005 verstorbene Papst, der sieben Jahre zuvor noch
vor dem Grabtuch gebetet hate, rückt in diesen für die katholische Weltkirche so
kritischen Jahren immer mehr in den Mitelpunkt und verdrängte in der öfent-
lichen Wahrnehmung vor allem breiter Volksschichten seinen Nachfolger Bene-
dikt XVI. immer mehr. Papst Franziskus ist allerdings dabei, an die Popularität
von Johannes Paul II. anzuknüpfen. Und zugleich in der römischen Kirche einen
bislang nicht für möglich gehaltenen Reformprozess einzuleiten. Mal sehen, wie
weit er damit kommen wird.
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