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pagna Romana rauscht vorbei. War das nicht eben ein antikes Viadukt? Aber
schon tauchen wir in einen Tunnel ein. Auf wilde, gleichsam unberührte Natur
folgt die Gartenlandschat Kampaniens. Wo sind eigentlich die Bucht von Gaeta
und das Meer geblieben? Auf dem Display über der Gangtür kann man lesen, wie
sich die Reisegeschwindigkeit auf dieser Strecke nach Neapel immer weiter
steigert und schließlich 300 Kilometer pro Stunde erreicht. Der Eurostar hält
dann siebzig Minuten nach der Abfahrt in Rom am Bahnhof Napoli Centrale. Der
Privatzug Italo, die Konkurrenz zur staatlichen Trenitalia, schat es sogar in
68 Minuten. Dieselbe Strecke habe ich bei meiner ersten Zugfahrt von Rom nach
Neapel in den Siebzigerjahren noch in gemütlichen zweieinhalb Stunden
zurückgelegt.
»Das Italien unserer Ahnen ist, wie man weiß, seit die Eisenbahnen es für den
Verkehr verschlossen haben, eines der unbekanntesten Länder Europas ge-
worden.« Der Schritsteller und Privatgelehrte Rudolf Borchardt beginnt so,
gleichsam widersinnig, den im Jahr 1907 veröfentlichten Aufsatz »Villa«. 1907!
Was würde er denn 2012 nach einer Fahrt im Eurostar AV schreiben? Aber es
stimmt, wir rauschen bei unseren Reisen ot von einer Sehenswürdigkeit zur
nächsten, um in der kostbaren Zeit, die uns zur Verfügung steht, möglichst viel
zu sehen und zu verstehen. Was können wir jedoch bei dieser Eile überhaupt ver-
stehen? Sehen wir dann nicht nur das, was in den Reiseführern steht?
Aber keine Sorge: Jeder sollte heute durch Italien reisen, wie es ihm Lust und
Neugier autragen, Geldbeutel und Zeitrahmen gestaten. Im
Hochgeschwindigkeitszug oder beim Wandern, im Auto oder mit dem Fahrrad.
Wichtig ist, dass man nicht dem ersten Blick und dem gleichsam vorgekauten
Wissen traut, sondern dass man versucht, sich einzulassen auf die Begegnung mit
Landschaten, Orten und Menschen.
Die »Gebrauchsanweisung für Italien« wurde nicht für die Fachleute ges-
chrieben, die alles wissen. Auch nicht für die Italienkenner, die alles besser wis-
sen. Sondern für Liebhaber und Neuankömmlinge, die neugierig sind auf dieses
Land und seine Menschen. Ich lebe als Journalist in Italien und nicht als Experte.
Ich hate die Gelegenheit, viele Menschen zu hören, die mir etwas über das Land
und seine Leute erzählt haben, Tatsachen und Geschichten. Ihnen allen sei Dank.
Wer nur in der Sonne liegen will, braucht nichts über Land und Leute zu wis-
sen. Wer mehr will, der wird in Italien so viele Antworten bekommen, wie er Fra-
gen stellt. Dabei will die »Gebrauchsanweisung« mit Informationen und Bes-
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