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aber wir wissen, wer ihr seid.« Mit anderen Worten: Es sei nicht gelungen, Be-
weise zu sammeln, um die wahren Hintermänner vor Gericht zu stellen, aber die
Strategie sei deutlich. Die P2 ist zwar längst verboten, aber einige ihrer Ziele -
von der Kontrolle der öfentlichen Information bis hin zur Beschneidung der Jus-
tiz - stehen im Mitelpunkt der gegenwärtigen Politik Italiens oder sind bereits
schon umgesetzt worden. Kürzlich ist in Italien eine neue geheimbündlerische
Organisationsform aufgedeckt worden, die von den Medien als P3 getaut wird.
Im Vergleich zu den politischen Zielen der P2 wirkt diese Organisation von
Geschätemachern eher wie eine Karikatur. Doch soll sie ihre Fühler - wenn sich
die Anklagen der Staatsanwaltschaten bestätigen - bis in die Spitzen der
langjährigen Regierungspartei PDL ausgestreckt haben. Es ist dieses Andauern
von Illegalität in der Politik, die es Italien so schwer macht, Erinnerung in
Geschichte zu verwandeln. So halten viele italienische Jugendliche heute einer
Umfrage nach den Anschlag von Bologna für ein Werk der Roten Brigaden.
Auf einer Tafel am Bahnhof sind unter der Überschrit »Opfer des
faschistischen Terrorismus« die Namen der 85 Toten zu lesen. Die Tafel ist von
der UNESCO in die Liste der Weltfriedensgüter aufgenommen worden. Zum
Bahnsteig am Gleis 1 hat man einen Mauerriss des wieder aufgebauten alten
Wartesaals als Fenster gestaltet. Und die alte, inzwischen restaurierte Bahnhof-
suhr über dem Westeil der Anlage zeigt seit über dreißig Jahren dieselbe Zeit an:
10.25 Uhr.
Die Geograie des organisierten Verbrechens
Dem politischen Terror steht der der kriminellen Organisationen in nichts nach.
Nur ist es in den vergangenen Jahren stiller darum geworden. Lediglich manch-
mal, bei blutigen Anschlägen, kommen die italienischen Maiagruppen wieder in
die Schlagzeilen. Und das sogar in Deutschland: zum Beispiel in Duisburg, wo im
August 2007 sechs Angehörige des Clans Pelle-Votari von Killern der verfeinde-
ten Familie Nirta-Strangio vor der Pizzeria »Da Bruno« erschossen wurden. Sch-
laglichtartig wurde ein kleiner Ausschnit der Maiaszene in Deutschland aus-
geleuchtet. Und bald wieder vergessen - zumal Giovanni Strangio, der Kopf des
Mordanschlags von Duisburg, kürzlich in Amsterdam festgenommen werden
konnte. Maia in Deutschland - nur ein schlechter Traum?
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