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Dazu gehört auch ein Gesetz, das Überläufern aus den Reihen der Terroristen
Strafnachlass zubilligt, wenn sie mit den Justizbehörden zusammenarbeiten.
1980 wird Patrizio Peci, der nicht an der Moro-Entführung beteiligt war, eher
durch Zufall in Turin verhatet. Und er beginnt auszusagen. Seine Enthüllungen
führen zur Verhatung von rund siebzig Personen und zur Zerschlagung der ges-
amten Leitungsstruktur der BR. Peci selbst kommt mit einer achtjährigen Ge-
fängnisstrafe davon. Die Terrorvereinigung zerfällt in Splitergruppen, wobei die
sogenannte »fronte delle carceri« (Gefängnisfront) unter Führung des
Universitätsdozenten Giovanni Senzani die gewaltätigste ist. Um sich an Patrizio
Peci zu rächen, entführen sie im Juni 1981 seinen Bruder Roberto, der sich gerade
verheiratet hat und dessen Frau ein Kind erwartet. Dreiundfünfzig Tage halten
sie ihn in einem Versteck gefangen. Am Ende eines sogenannten Volksprozesses,
dessen Sitzungen sie ilmen, verurteilen sie ihn zum Tode. Bemühungen, ihn
durch Verhandlungen freizubekommen, werden von politischer Seite verhindert.
Auch die Medien schweigen über entsprechende Angebote der Terroristen. Zur
selben Zeit hält Senzani auch den Politiker Ciro Cirillo gefangen, der aber nach
Verhandlungen mit dem Geheimdienst und einer Lösegeldzahlung freikommt.
Roberto Peci wird schließlich im August 1981 ermordet. Patrizio lebt heute nach
Verbüßung seiner Hat an einem unbekannten Ort in Italien.
Der Filmemacher Luigi Maria Peroti, der wie die Familie Peci aus dem Ort San
Benedeto stammt, hat diese Geschichte in der gut recherchierten und spannend
erzählten Dokumentation »Der Verräter und sein Bruder« aufgegrifen.
Der Anschlag auf den Bahnhof Bologna
Samstag, der 2. August 1980: In Italien beginnen die Sommerferien. Die Bahnhöfe
sind voller Menschen. Zusätzliche Züge werden eingesetzt, um die Urlauber zu
ihren Ferienzielen zu bringen. Auf Gleis 1 des Bahnhofs von Bologna Centrale,
einem der wichtigsten Knotenpunkte Norditaliens, wartet der Sonderzug An-
cona-Chiasso auf seine Abfahrt. Der Zeiger der Bahnhofsuhr springt von 10.24
auf 10.25 Uhr, als eine ungeheure Bombenexplosion den Westeil des Bahnhof
zerstört, der darauhin in sich zusammenfällt und Hunderte Menschen unter sich
begräbt. Einige Wagen des Sonderzugs werden aufgerissen. Gesteinsbrocken, von
der Druckwelle herausgeschleudert, prasseln auf die Taxis, die auf dem Vorplatz
auf Kunden warteten. 85 Menschen sterben, 200 Personen werden verletzt. Der
Schock über den brutalen Anschlag ist noch heute zu spüren. Die Vereinigung
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