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bürgerlich-politischen Kreisen haten, ein gesellschatliches Klima zur Errichtung
einer antidemokratischen, autoritären Regierungsform schafen. Bei insgesamt
12690 Atentaten versprengter Gruppen (und den Antworten des Linksterroris-
mus) starben zwischen 1969 und 1980 insgesamt 362 Menschen, 4490 Personen
wurden verletzt.
In einem gewissen Sinn bedeutet dieser 12. Dezember für die italienische Öf-
fentlichkeit das, was später der 11. September für die Amerikaner wurde. Die
Mailänder Polizei verfolgte zunächst hartnäckig Spuren, die in links-anarch-
istische Kreise führten. Bei einem Verhör im Polizeipräsidium stürzte der An-
archist Giuseppe Pinelli aus dem Fenster und starb. Selbstmord? Mord? Der uner-
hörte Vorfall löste in außerparlamentarischen Kreisen um die Zeitung »Lota
Continua« eine Hasskampagne gegen die Polizei aus, die in der Ermordung des
Kommissars Luigi Calabresi gipfelte. Der Bombenanschlag von der Piazza
Fontana blieb nach mehreren Gerichtsverfahren juristisch ungeklärt, auch wenn
das oberste Kassationsgericht letztendlich neofaschistische Kreise aus Venetien
dafür verantwortlich machte.
Der Fall Moro
Die Strategie der Spannungen rechtsradikaler Gruppen zog sich seit 1969 wie ein
blutroter Faden durch die Geschichte. Parallel dazu waren linke Terrorgruppen
wie die Brigate Rosse (BR), die »Roten Brigaden«, aktiv. Der Linksterrorismus
gipfelte in der Entführung und Tötung des christdemokratischen Spitzen-
politikers Aldo Moro. Moro, der Parteipräsident der Democrazia Cristiana (DC),
hate nach politisch turbulenten Jahren eine Annäherung an die kommunistische
Partei durchgesetzt - gegen starken Widerstand in seiner eigenen Partei und in
kirchlichen Kreisen. Am Morgen des 16. März 1978, an dem Tag, an dem im Par-
lament eine christdemokratische Regierung unter Giulio Andreoti mit Stimmen
der KPI gewählt werden sollte, entführte ein Kommando der BR den 62-jährigen
süditalienischen Politiker und tötete dabei fünf Beamte seiner Wachmannschat.
Fünfundfünfzig Tage lang dauerte dann ein Verwirrspiel zwischen Politik, Pol-
izei, Öfentlichkeit und den Terroristen, die einen »Volksprozess« gegen Moro ab-
hielten. Der Gefangene forderte in Briefen die wichtigsten Parteifreunde auf,
seine Freilassung durch einen Gefangenenaustausch zu erreichen. Spitzen-
politiker der DC und der KPI stuten die Briefe als unglaubwürdig ein und
lehnten Verhandlungen mit den Terroristen ab. Dennoch kam es zu Kontakten
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