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Staatsbürger beschrieben, der in Hierarchien denkt. Aber im Karneval oder im
Bierzelt, da rastet er plötzlich aus. Im Geschichtsverständnis spielen Nationalsozi-
alismus, Krieg und die deutsche Besatzung eine bis heute besonders die Unter-
töne prägende Rolle. Das Bild des Herrenmenschen ist nicht ganz aus den Köpfen
zu verdrängen und taucht zwischen den Zeitungszeilen immer wieder auf. Die
Angst vor einem deutschen Wirtschatsimperialismus zieht sich durch. Dennoch
können auch Aspekte wie Pünktlichkeit, Disziplin und Regeltreue, die früher
eher belächelt wurden, eine positive Rolle spielen und bekamen Ende der Neunzi-
gerjahre teilweise sogar Vorbildcharakter. Das Resümee von Annesusanne Fack-
ler, die die Untersuchung geleitet hat, ist allerdings ernüchternd: Das umfassende
Bild- und Textmaterial zeige ein Bild von den Deutschen, »das sich bis heute
wenig verändert hat«.
Auch bestätigt sich die hese, dass Vorurteile gegenüber anderen nicht nur
Distanz schafen, sondern dazu dienen, den Blick auf sich selbst zu schönen. So
wird die deutsche Frau im Mailänder Blat zwar immer wieder als emanzipiert
beschrieben, aber auch als unglücklich (die sich deshalb gerne im Italienurlaub
den begehrenden Blicken der Latin Lover aussetzt). Die italienische Frau mag da
weniger emanzipiert sein, an der Seite eines phantasievollen einheimischen
Mannes ist sie aber wenigstens glücklich. Dass der deutsche Mann keine Phant-
asie hat, versteht sich von selbst. Er ist gefühlskalt, wo sich der Italiener
leidenschatlich gibt. Das ist gleichsam die eherne Regel der unterschiedlichen
Nationalcharaktere. Und wenn deutsche Städte und Gemeinden sparen müssen,
dann werden sogar die Zeiten für eine Beerdigung gekürzt, wie der »Corriere«
entsetzt aus Köln berichtete.
Heldengeschichten
Was die Extrembergsteiger unter den Alpinisten sind, das sind die Paparazzi
unter den Fotografen. Sie hocken stunden-, ot tagelang hinter Küstenfelsen, um
mit Superteleobjektiven Prominente aus Politik, Showbusiness oder Sport auf
Jachten, am Strand oder am Swimmingpool aufzulauern. Ist die Topless-Auf-
nahme im digitalen Kasten, geht es vom Felsen ab ins Hotel, und via E-Mail wird
das Foto an die Agentur geschickt, die es weltweit anbietet. Das ist ein harter Job
und kein sonderlich angesehener dazu. Früher war die Via Veneto in Rom das be-
vorzugte Jagdgebiet der Paparazzi. Das war die Straße der Glamourwelt, wo sich
Stars und Sternchen, Jetset und Journalisten in den Bars des »Excelsior« und des
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