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Ein paar Zahlen: Die größten überregionalen Zeitungen, die, von ganz wenigen
Feiertagen im Jahr abgesehen, täglich, also auch sonntags, erscheinen, haben in
den vergangenen Jahren dramatisch (bis zu vierzig Prozent) an Aulage verloren.
Zu ihnen gehören der »Corriere della Sera« (Mailand, verkaute Aulage rund
420000 Exemplare), »la Repubblica« (Rom, 350000 Exemplare), »Il Sole 24 Ore«
(Mailand, 270000 Exemplare) und »La Stampa« (Turin, 270000 Exemplare). Dazu
kommt die Sportzeitung »La Gazzeta dello Sport« (Mailand, 240000 Exemplare,
die aber am Montag bis zu 270000 Stück verkaut). Die wichtigste Zeitungsstadt
ist Mailand; hier erscheinen derzeit 8 Tageszeitungen, darunter 2 Wirtschats-
und je eine Sport- und Parteizeitung, sowie der größte Teil der rund 55 Wochen-
zeitschriten. Zusätzlich kann man sich in den größeren Städten der Gratisbläter
»Metro« oder »Leggo« bedienen, die an Metrostationen, an den Eisenbahnhöfen
und in manchen Bars verteilt werden. Haben diese Gratisbläter eine Zukunt?
Konkurrenten wie »City« mussten inzwischen aufgeben.
In Italien gibt es keine populäre Boulevardpresse nach Art der »Bild« in
Deutschland oder der »Sun« in England. So kann man auch in »seriösen« Blät-
tern wie dem »Corriere« oder der »Repubblica« locker aufgemachte
Boulevardthemen aus der Welt der Schönen, der Reichen oder der Unglücklichen
inden. Ganz besonders beliebt sind Kriminalfälle. Wobei aus der Masse der täg-
lichen Verbrechen immer eines herausgeiltert wird, das man über Wochen in
großer Aufmachung verfolgt, beschreibt und kommentiert. Daneben stehen aber
auch politische Analysen oder Kulturessays. Das macht die Zeitungen einerseits
sehr lebendig, andererseits fehlt, besonders in der politischen Berichterstatung,
ot eine Trennung zwischen Meinung und Meldung. Weil die wichtigen Bläter zu
großen Verlags- und Wirtschatsgruppen gehören (der »Corriere« der RCS-
Gruppe, die »Repubblica« der De-Benedeti-Gruppe, die »Stampa« dem Fiat-Im-
perium, das »Giornale« der Familie Berlusconi), wird die politische Berichterstat-
tung entsprechend »eingefärbt«. Einer Tageszeitung wie der »Repubblica« iel in
den Zeiten der Berlusconi-Regierungen zeitweise sogar die Rolle der politischen
Opposition zu, weil es den Oppositionsparteien besonders in der Phase zwischen
2008 und 2010 deutlich an Biss fehlte und das Parlament seine Funktion als Kon-
trolleur der Regierung verlor. Es war dann auch kein Wunder, dass es mehrere
(zum Glück erfolglose) Versuche der Berlusconi-Regierung gab, die Meinungs-
freiheit der Medien mit entsprechenden Gesetzen zu gängeln.
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