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Halbwahrheiten beruhenden Berichten selbst Politik machen und die Politiker zu
Reaktionen herausfordern wollen.
Die römische Innenpolitik kann mit ihren Winkelzügen, Floretkämpfen und
vielen, vielen Andeutungen spannend sein wie ein Fortsetzungsroman. Da treten
Schurken auf, die plötzlich zu Helden werden, oder Helden, die sich als
Kleingeister erweisen. Wer jedoch eine oder gar mehrere Folgen dieses Romans
auslässt, hat Schwierigkeiten, überhaupt noch etwas zu verstehen. Viele polit-
ische Journalisten sind jahrelang davon ausgegangen, dass jeder Leser jede
Andeutung versteht, jedes Kürzel kennt, jeden Namen einordnen kann, jede
Vorgeschichte parat hat. Jetzt gibt es manchmal am Rand der Artikel Lesehilfen
in Form von kleinen Texten nach dem Moto »Was bisher geschah«. Dennoch
bleibt die Diskussion auf einen eher kleinen Kreis beschränkt, zumal den Zeitun-
gen die Leser weglaufen und das Fernsehen trotz der einen oder anderen Talk-
show ein eher unpolitisches Medium ist (wenn man unter Politik Vorgänge ver-
steht, die vor allem die Parteien und die Verbände betrefen).
Die andere Ebene der politischen Diskussion ist die populäre. Hier wird Politik
stammtischgerecht als ein Schachersystem angesehen, das im Grunde nur darauf
angelegt ist, den kleinen Leuten möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen.
Die Regierung ist weit weg, und ot schimpfen die am lautesten über sie, die sie
gewählt haben. Wie anders wäre es zu erklären, dass etwa die Christdemokraten
unter Fanfani, Moro, Andreoti fast ein halbes Jahrhundert während der sogenan-
nten Ersten Republik an der Macht bleiben konnten? Im Zuge eines Finanz- und
Korruptionsskandals brach Anfang der Neunzigerjahre das alte Parteiensystem
zusammen. Seitdem spricht man von der »Zweiten Republik«, die besonders
durch den Mailänder Medienunternehmer Silvio Berlusconi geprägt war, der sich
eine eigene Partei (zuerst »Forza Italia« und später »Popolo della Libertà«)
zurechtschusterte. Aber wie konnte sich Berlusconi so lange an der Macht halten,
obgleich die meisten Italiener, mit denen ich sprach, regelmäßig antworteten:
»Berlusconi? Den hab ich doch nicht gewählt.«
Im Fall der Ersten Republik sprechen Politologen von dem Faktor K. K wie
Kommunismus. Die Christdemokraten (DC), die ihre Partei nach dem Krieg auf
Initiative des Vatikans gegründet haten - ein Mentor war der Kardinal Giovanni
Battista Montini, der spätere Papst Paul VI. -, bildeten keine wirklich
geschlossene Partei, sondern eher einen Parteienverbund aus verschiedenen
christlich inspirierten Strömungen. Als größte Oppositionspartei stand ihnen
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