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an, verplegte sie und setzte die Männer zur Arbeit ein. »Dadurch konnte ich eine
Reihe von Soldaten frei für den eigentlichen Kriegseinsatz machen«, berichtete
er.
Wie aus heiterem Himmel, im Frühjahr 1944, tauchten Leute der Organisation
»Todt« auf, die Zwangsarbeiter in den besetzten Gebieten rekurierte. Leutnant
Graßnick sollte einen Trupp männlicher Arbeitskräte unter »seinen« Italienern
zusammenstellen und der Organisation zum Einsatz in Deutschland übergeben.
Der Kompaniechef weigerte sich mit dem Hinweis auf die kriegsnotwendige
Bedeutung seiner Hilfskräte, ohne die er seine Soldaten nicht an der Front ein-
setzen könne. Die Todt-Leute zogen sich erst einmal zurück. Vermutlich hat der
Deutsche so einigen Italienern das Leben geretet. Doch die Angst steckte ihm im
Herzen, »ich musste wieder einmal die jüdische Großmuter fürchten«. Glück,
Fügung? Seine Weigerung blieb ohne Folgen.
Denn kurz darauf erhielt er per Funkspruch einen Marschbefehl Richtung Mit-
telitalien nach Perugia. Die Pionierzüge sollten zu ihren Stammeinheiten nach
Russland zurückkehren. Martin Graßnick erzählte: »Mit dem Funker negierte ich
erst einmal den Funkspruch. Hektisch ingen wir an, alles marschbereit zu
machen.« Doch was würde aus den italienischen Familien werden, die er um sein
Hauptquartier angesiedelt hate? »Ich sprach mit ihnen und ließ sie auf unseren
Lastwagen mit all ihrem Hausrat dorthin bringen, wohin sie wollten. Meist in die
Berge oder zu Verwandten.« Dann kam ein zweiter, mahnender Funkspruch.
Auch den unterschlug man. »Wir waren fast abmarschbereit, haten die Italien-
er - ein wenig unter Tränen - nach Wunsch versorgt, als ein Gendarmeriefeld-
webel auf seinem Motorrad erschien.« Der polterte los, wieso die Kompanie noch
nicht verladen habe? »Uns dumm stellend beteuerte ich, keinen Funkspruch er-
halten zu haben. Doch am nächsten Tag, so versicherte ich dem Feldwebel, kön-
nten wir verladen.«
Als Martin Graßnick nach Kriegsende nach Mainz zurückkehrte, fand er das El-
ternhaus zerbombt vor. Doch Vater, Muter und Geschwister lebten noch. Später
erfuhr er, dass der Angestellte der Wehrkreisverwaltung, der seine Personalakte
vernichtet hate, am 27. Februar 1945 in Mainz bei einem Lutangrif umgekom-
men war. Ein Glücksengel, der sterben musste.
Man weiß bis heute nicht, wer diese so persönliche Kriegsgeschichte den itali-
enischen Behörden bekannt machte. Jedenfalls wurde Prof. Dr. Ing. Martin
Graßnick im Autrag von Staatspräsident Sandro Pertini im Oktober 1984 mit
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