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Sant'Anna, als ihre Kinder etwa das Alter haten »wie viele Kinder damals«. Da
ing sie an, darüber nachzudenken, wie ihre Musikerfamilie ein Zeichen setzen
könnte, damit für Kinder in Zukunt Frieden nicht nur ein großes Wort bleibt.
Zum Beispiel mit einer Orgel. Durch eine große Sammelaktion, mit Benef-
izkonzerten und Hilfeaufrufen kamen die über 70000 Euro für eine neue Orgel
zusammen. Im Sommer 2007 konnte sie dann unter der Schirmherrschat des it-
alienischen und des deutschen Staatspräsidenten aufgestellt und eingeweiht wer-
den. Seitdem inden in Sant'Anna jedes Jahr »Friedenskonzerte« stat. Doch die
inanzielle Decke dieser Initiative wie auch die des Museums ist dünn, und »die
Erinnerung für die Zukunt« bleibt gefährdet.
Der Feind mit dem goldenen Herzen
Die andere Geschichte handelt von Martin Graßnick, der 1917 in Mainz geboren
wurde. Er erzählte sie mir bei einem Trefen in Mailand im Februar 2012, denn
der rüstige alte Mann, Architekt und ehemaliger Hochschullehrer, kann auch mit
95 Jahren das Reisen nicht lassen - und Italien ist eine alte Liebe. Er kennt Rom
und Venedig, Florenz und Genua seit den Dreißigerjahren des vergangenen
Jahrhunderts, als man ihm geraten hate, nach Italien zu reisen, wenn er ein guter
Architekt werden wolle. Gerade hat er mit einem Freund mal wieder Ravenna be-
sucht, und in dem Jahr zuvor war er nach Süditalien, nach Pescara gefahren. In
der wichtigsten Hafenstadt der Abruzzen hate er als Chef einer Pionierkompanie
acht Monate zwischen September 1943 und Mai 1944 verbracht.
Hitlers Soldaten haben während der Besatzungszeit in Italien keine guten Erin-
nerungen hinterlassen, wie man in Sant'Anna und anderswo hautnah erleben
kann. Doch die Erinnerung an Leutnant Graßnick löste bei seiner Ankunt in
Pescara Jahrzehnte später noch Überraschung und Freude aus. Man lud den Be-
sucher ins Rathaus und ehrte ihn mit einer Medaille, die Lokalmedien berichteten
von einer »bewegenden« Veranstaltung. »Grassnick, l'uiciale buono« , lautete
eine Schlagzeile über den »guten Oizier«. Eine andere sprach vom »Exfeind mit
dem goldenen Herzen«. Martin Graßnick war so viel Auhebens um seine Person
eher fremd. Erinnern hält der Architekturprofessor zwar für eine moralische Pf-
licht. Er möchte aber lieber als Gründungsrektor erinnert werden, der die
Universität Trier-Kaiserslautern auf den Weg gebracht hat, und nicht als Leut-
nant der Pioniere. Aber als Oizier hat er sich in Pescara, im damaligen Feindes-
land, nicht nur korrekt gegenüber der Zivilbevölkerung verhalten, sondern auch
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