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SS« und ihre italienischen Kollaborateure ermordeten am 12. August 1944 mehr
als 560 Menschen, die sich im Ort auhielten, auf unvorstellbar brutale Art. Die
deutschen Soldaten brachten auch Haus- und Nutztiere um und zündeten alle
Häuser an. Nur wenige Menschen überlebten. Einige von ihnen, die damals noch
Kinder waren, hat der Fotograf Oliviero Toscani porträtiert. Seine Fotos sind in
dem kleinen Museum von Sant'Anna zu sehen.
Das Museum wird von Enio Mancini geleitet, der am Tag des Massakers sechs
Jahre alt war und wie durch ein Wunder überlebte. Das Wunder war ein
deutscher Soldat, »ein junger Mann, 17 oder 18 Jahre alt«, erzählt Mancini, der
eine Gruppe von Frauen und Kindern durch ein Waldstück führte. Der Soldat
schickte sie plötzlich weg und jagte sie den Berg hinauf. Während sie wegliefen
hörten sie Salven aus einer Maschinenpistole. »Erst dachten wir, der Soldat
schieße auf uns. Aber dann sahen wir, dass er in die Lut schoss.« Enio Mancini
würde einiges dafür geben, wenn er den jungen Deutschen, der ihm und anderen
damals das Leben geretet hate, wiederinden könnte. Diese Erinnerung, so Man-
cini, habe ihm geholfen, nicht zu hassen, »nicht alle Deutschen als Verbrecher«
zu sehen. Er wurde so zu einem Streiter für Versöhnung.
Das Massaker von Sant'Anna wurde lange Zeit aus Gründen politischer Op-
portunität oiziell verschwiegen, die Täter konnten sich nach dem Krieg ein
»bürgerliches« Leben in Deutschland aubauen. Erst in einem veränderten geo-
politischen Klima wurde Sant'Anna auch zu einem Justizfall. Ein Militärgericht in
La Spezia verurteilte 2005 mehrere noch lebende deutsche Angeklagte (in Ab-
wesenheit) wegen Mordes zu lebenslangen Hatstrafen. Wobei es weniger darum
ging, über Achtzigjährige noch hinter Giter zu bringen, als den Hinterbliebenen
Gerechtigkeit zu erweisen. Das Gebiet von Sant'Anna ist derweil per Gesetz zum
parco nazionale , zu einem historischen Nationalpark, erklärt worden. Hier soll
eine Begegnungs- und Tagungsstäte geschafen werden, um vor allem deutsche
und italienische Jugendliche zusammenzubringen.
In Sant'Anna lernte ich auch die Essener Musiker Horst und Maren Wester-
mann kennen, die mit der beispiellosen Initiative »www.orgelfuersantanna.de«
dem Ort eine Kirchenorgel wiedergegeben haben (auf der Internetseite gibt es
einen kleinen Film dazu). Denn auch die Kirche war von Deutschen an jenem
schrecklichen 12. August verwüstet und die Orgel zerstört worden. Maren
Westermann wollte mit dieser »kleinen Friedensinitiative«, wie sie es nennt,
»Erinnern für die Zukunt«. Sie kam 1987 zum ersten Mal eher durch Zufall nach
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