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Mantua Recht, schlichtete in Pisa Streit oder versuchte durch Schenkungen meist
die kirchliche Lokalmacht zu stärken. Und nicht selten musste sie an der Spitze
ihrer Truppen mit Wafengewalt Aufstände niederschlagen, wie ihr Biograf
Donizone, ein Zeitgenosse Mathildes, schrieb. Überhaupt war das Mitelalter im
Gegensatz zur volkstümlichen Meinung heute ein sehr mobiles Zeitalter, was sich
am deutlichsten beim Kaiser selbst zeigte, der gleichsam on the road regierte.
Richtig sicher konnte man sich allerdings ot nur auf den Burganlagen fühlen,
und Canossa galt mit einem dreifachen Mauerring geradezu als uneinnehmbar.
Eine Frau, die Geschichte schrieb
Mathilde, die mit Heinrich IV. über ihre Muter Beatrix von Lothringen verwandt
war und vermutlich sehr gut Deutsch sprach, ist als Herrscherin und Heerführer-
in eine der bemerkenswertesten Frauengestalten des Mitelalters. Sie kam 1046 in
Mantua zur Welt, das sich ihr Vater Markgraf Bonifaz von Canossa wegen der
Nähe zum Po und zu den wichtigsten Handelswegen als neues Zentrum seiner
Herrschat gewählt hate. Bonifaz wurde bald darauf ermordet. Und weil er keine
männlichen Nachkommen hinterlassen hate, übernahmen Beatrix und später
Mathilde das Kommando.
Das war eine schwierige Zeit, in der im nord- und mitelitalienischen Raum
Städte wie Reggio, Modena oder Pisa selbstbewusst aningen, gegen die
Herrschat von Bischöfen und Äbten zu rebellieren. Mathilde hate sich im Konf-
likt zwischen Kaiser und Papst ganz auf die Seite der Kirche gestellt. Dennoch
versuchte sie - ihre Besitzungen lagen wie eine Puferzone zwischen dem Ein-
lussgebiet des Kaisers und dem des Papstes - immer auch eine Vermitlerrolle zu
spielen, wurde aber ot in Kämpfe verwickelt. Sie war eine weibliche Kriegerin,
die, wie der italienische Historiker Vito Fumagalli in seinem kleinen Buch »Math-
ilde von Canossa« schreibt, »männlich kämpte und regierte«. Aber wider Wil-
len, denn am liebsten häte sie sich wohl in ein Kloster zurückgezogen. Die sich
anbahnende neue Ordnung eines Reiches, in dem die Städte die Macht der
Klöster übernahmen, blieb ihr, die noch nach den traditionellen und tief reli-
giösen Werten des Hochadels aufgewachsen war, fremd. Sie musste mit ansehen,
wie sich ihre Heimatstadt Mantua gegen sie wandte und ihr mit kaiserlicher Un-
terstützung rund zwanzig Jahre lang den Zugang versperrte. Mathildes Welt
blieben Kirchen, Klöster, Burgen.
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