Biology Reference
In-Depth Information
Produktions- und Reproduktions-Netzwerken. Entscheidungen entlang von Wert-
haltungen bringen es mit sich, dass Ergebnisse nicht in jedem Einzelfall notwendig
rational sein werden. Eine Wert-Orientierung liefert nur auf einer übergeordneten
Wahrscheinlichkeitsebene eine Möglichkeit der Schadensminimierung.
Die Bedeutung einer Werthaltung von Konsumenten, naturnahe Produkte gegen-
über chemisierter Landwirtschaft oder gentechnisch veränderten Produkten zu be-
vorzugen, wurde diskutiert und als Strategie der Risikovermeidung nachvollziehbar
gemacht (
Abschn. 14.2
).
18.4 GVO und systemische Risiken
Systemische Risiken entstehen und wirken in Zusammenhängen, die durch viel-
fältige Kopplung intern stark vernetzt sind, in denen Wirkungen nicht durch
partielle Autonomie von Teilsystemen gedämpft, sondern auf der obersten, ge-
Hochgradig vernetzte Systeme tendieren oft und charakteristisch zur Amplifika-
sich über große Skalen hinweg als Einheit. Das betrifft auch die zu kalkulieren-
de Größenordnung von potenziellen Risiken. Neben dem Finanzsektor, der einen
Prototyp von Systemintegration repräsentiert (schon wegen der Integrationsfunktion
des Geldes), sind in funktionaler Hinsicht der Agrar- und der Lebensmittelsektor ein
ebenfalls besonders hoch integrierter und intensiv regulierter Bereich. Systemische
Effekte sind hier beispielhaft beobachtbar.
•
Beispiel aus 2011: EHEC - Eine neue Variante des nahezu ubiquitären Bakte-
riums
Escherichia coli
, aufgetreten in einem landwirtschaftlichen Betrieb, der
Keimlinge vermarktet, zog Effekte von Spanien bis Russland nach sich. Obwohl
E. coli
einer der am besten untersuchten und molekular charakterisierten Or-
ganismen ist, konnte die zunächst rätselhafte Variante nicht nur eine Epidemie
auslösen, sondern neben lebensgefährlichen Gesundheitsschäden auch temporär
sektorale Marktzusammenbrüche im Lebensmittelsektor mit Millionenschäden
nach sich ziehen.
•
Millionenschäden hat es auch im Zusammenhang mit GVO gegeben. In den Jah-
ren 2000/2001 verunreinigte ein nur als Futtermittel zugelassener Mais mit der
Bezeichnung Starlink in den USA zahlreiche Lebensmittel, die Mais enthiel-
mehreren hundert Millionen Dollar. Die verantwortliche Firma Aventis verkaufte
daraufhin ihre Crop Science Sparte an die Firma Bayer.
•
Search WWH ::
Custom Search