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werden können, was der mit klassischen experimentellen Risikoanalyse nicht mög-
lich ist. Ergänzt durch Modelle, die eine Analyse klimatischer (Schmidt und
Schröder 2011 ) , pflanzenbaulicher (Glemnitz et al. 2011 ) und populationsbe-
zogener (Middelhoff et al. 2011a , b ) Parameter auf die regionale Verbreitung
von gv-Rapssamen erlauben, konnte das GenEERA-Projekt systemische Risiko-
faktoren beim Anbau von gv-Raps darstellen. Modellrechnungen für Gebiete in
Norddeutschland ergeben, dass aufgrund der Persistenz der Rapssamen in der
Bodensamenbank 90% aller Rapsfelder noch drei Jahre nach einem Anbau von
gv-Raps einen GVO-Anteil von über 0,9% aufweisen könnten und damit kennzeich-
nungspflichtig wären. Zehn Jahre nach Anbau von gv-Raps läge dieser Anteil der
Rapsfelder noch bei 5% (Reuter et al. 2011 ) . In einem Szenario, in dem der An-
teil der gv-Rapsfelder in Schleswig-Holstein, dem Hauptanbaugebiet für Raps in
Deutschland, binnen zehn Jahre auf 50% steigt, kämen auf diejenigen Landwirte,
die den GVO-Gehalt ihrer Rapsernte unter dem Kennzeichnungsschwellenwert von
0,9% halten wollen, hohe betriebliche Kosten zu (Middelhoff et al. 2011b ) .
Im hier dokumentierten Projekt GeneRisk 11 wurden die entwickelten Ansätze
und Modelle weitergeführt, um die systemischen Risiken des Anbaus von Bt-Mais
zu untersuchen. Da dieser Anbau zu Beginn des Projektes noch genehmigt war, wur-
de das Projekt um Methoden der Stakeholder-Beteiligung erweitert (siehe Kap. 14 ,
15 , und 16 ).
17.5.1 Anwendung sozioökonomischer Untersuchungen
Neben den Fragen der Koexistenz werden seit vielen Jahren eine Reihe weiterer so-
zioökonomischer Fragestellungen in der GVO-Debatte thematisiert (Otsuka 2003 ) .
Trotzdem ist festzustellen, dass die meisten GVO-Gesetze deren Behandlung im
Zulassungsprozess nicht vorsehen. Vor allem die Regierungen der Industriestaa-
ten sowie die Entwickler von gv-Pflanzen führten im Wesentlichen drei Argumente
gegen eine Berücksichtigung sozioökonomischer Faktoren auf: die benötigten Me-
thoden gingen über den Rahmen der gesetzlich festgelegten naturwissenschaftlichen
Risikoanalyse hinaus, sie wären nicht regional und international harmonisiert und
würden zu intransparenten und ungerechtfertigten Entscheidungen führen (Gupta
1999 , Falck-Zepeda 2009 ) . Beispiele für eine systematische Analyse sozioökono-
mischer Aspekte beim Anbau von gv-Pflanzen sind demzufolge rar, die verfügbare
Literatur kann seit kurzen mittels einer online verfügbaren Datenbank abgefragt
werden . 12
Im Rahmen der Debatten über die Möglichkeiten, die Mexiko offenstehen, um
als Mitglied des North American Free Trade Agreement sein Moratorium auf
gv-Maisfeldversuche von 1998 aufrecht zu erhalten, führte die Commission for
Environmental Cooperation (CEC) des North American Agreement on Environ-
mental Cooperation eine umfangreiche Untersuchung zu den Auswirkungen eines
11 http://www.sozial-oekologische-forschung.org/de/692.php
12 http://www.ifpri.org/book-637/node/5339
 
 
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