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4. Liegen unzureichende wissenschaftliche Kenntnisse vor oder besteht kein wissenschaft-
licher Konsens, so ist dies nicht zwangsläufig als besonderes, nicht vorhandenes oder
annehmbares Risiko auszulegen.
Im Verlauf der Verhandlungen des Vertrages wurde diese Formulierung ent-
wickelt, um ein Beispiel für die Umsetzung des Vorsorgeprinzips zu geben (Meyer
Um diese normativen, nicht-wissenschaftlichen Aspekte der Risikoanalyse de-
mokratisch legitimierbar und gesellschaftlich akzeptierbar zu berücksichtigen, müs-
sen neue Wege erarbeitet werden, die sicherstellen, dass Interesse und Meinungen
aller beteiligten Gruppen bei der Formulierung der Problemlage und in der Ent-
17.5 Holistische Ansätze zur Analyse der Umweltauswirkungen
einer Landwirtschaft mit gv-Pflanzen
Um die oben beschriebenen Probleme und Konflikte lösen zu helfen, wurden ho-
listische Ansätze zur Risikoanalyse entwickelt, die deutlich über den bisherigen
Rahmen der GVO-Gesetzgebung hinausgehen. In einer wegweisenden Publikation
stellte etwa das OECD International Futures Program fest, dass die klassischen
Konzepte der Risikoanalyse nicht auf Risiken anwendbar sind, die ihre Wir-
Das OECD-Konzept schlägt vor, dass eine größere Anzahl wissenschaftlicher
Disziplinen einbezogen werden muss, weil
many risk models assume that a hazard is linked from a well-identified source to a single
endpoint in more or less linear fashion. That could well prove a seriously flawed assumption
if a number of complex evolving factors are at work.
Das von der OECD vorgestellte Konzept der „Systemischen Risiken“ wür-
de im Kontext der GVO-Debatte erlauben, die Bewertung sozioökonomischer
Dimensionen wie Koexistenz, Patente auf Saatgut und den Aufbau von Mono-
polen oder die Selektion pestizidresistenter Beikräuter und Schadinsekten in der
Entscheidungsfindung integrativ zu berücksichtigen.
Dieses OECD-Konzept wurde relativ schnell von Wissenschaftlern aufgegriffen,
oder die zu den komplexen Auswirkungen von Umweltschadstoffen, Pandemien
oder des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit und die öffentlichen Ge-
systemischen Risiken beim Anbau von gv-Pflanzen konnte das GenEERA-Projekt
Methoden entwickeln, die zur Erweiterung des Repertoires der Risikoanalyse
in sozioökonomischen Fragen und hier insbesonders der Koexistenz beitragen.
tige und regionale Effekte des kommerziellen Anbaus von gv-Pflanzen analysiert
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