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Der zweite Vorschlag von Vertretern der Biotechnologieunternehmen beinhaltet,
dass die Vorlage von Ergebnissen aus Feldversuchen oder komplexen ökologischen
Labortests keine Voraussetzung für eine Zulassung von gv-Pflanzen sein darf. Sol-
che Tests sollten nur gefordert werden dürfen, wenn einfache ökotoxikologische
Tests deutliche negative Folgen gezeigt haben (Garcia-Alonso et al. 2006 ) . Ein
Wissenschaftler Monsantos fordert schließlich, dass dieses Modell auch für die
Bewertung des trockenresistenten Mais seiner Firma gelten soll (Nickson 2008 ) ,
eine Eigenschaft, die bis dato als Musterfall für komplexe, ökologisch ausgerichtete
Risikoforschung und -bewertung gilt. Diese Vorschläge des privaten Sektors, de-
ren Anwendung eine schnellere Zulassung von gv-Pflanzen in der EU sicherstellen
soll, wurden von Behördenvertretern der EU und der USA sowie von Wissenschaft-
lern der öffentlichen Hand in einer gemeinsamen Publikation zur Risikoanalyse von
Nicht-Zieleffekten von Bt-Pflanzen unterstützt (Romeis et al. 2008 ) und prägten
in weiten Zügen den jüngsten Vorschlag für eine Anleitung zur Risikoanalyse von
gv-Pflanzen der EFSA (EFSA 2010a ) .
17.4 Normative Aspekte der GVO-Umweltrisikoanalyse
Während der Kontroverse über die geeignete wissenschaftliche Herangehenswei-
se zeigte es sich ebenfalls, dass vor allem die Schritte 1 “Hazard Identification”
und 5 “Mitigation Options” der Risikoanalyse, wie von Hill ( 2005 ) beschrieben,
Elemente und Aktivitäten aufweisen, die nicht wissenschaftlicher Natur sind, son-
dern einen normativen Charakter aufweisen. Viele Beiträge fordern, dass Schritt
1 breit angelegt und besser als “Problem Formulation” beschrieben werden sollte.
Wissenschaftler, die den ökologischen Ansatz verfolgen, entwickelten in diesem
Zusammenhang das Instrument des Problem Formulation & Option Assessment
(PFOA), das zunächst die Rahmenbedingungen des möglichen Einsatzes von GVO
durch Stakeholder-Dialoge und weitere Methoden der Öffentlichkeitsbeteiligung er-
kundet (Nelson and Banker 2007 ) . Das PFOA wurde in drei Entwicklungsländern
getestet, um dort nicht nur die GVO-Risikoanalyse zu verbessern, sondern auch,
um seine Eignung als Instrument der Technologiefolgenabschätzung einschätzen zu
können (Hilbeck und Andow 2004 , Hilbeck et al. 2006 , Andow et al. 2008 ) . Damit
befolgten die Autoren den Vorschlag der OECD ( 2003 ) , nach der
analyses leading to risk management decisions must pay explicit attention to the range of
standpoints, in particular in situations with a high potential for controversy. This is often
best done by involving the spectrum of participants in every step of the decision-making
process, starting with the very formulation of the problem to be analysed. Introducing more
public participation into both risk assessment and risk decision-making would make the pro-
cess more democratic, improve the relevance and quality of technical analysis, and increase
the legitimacy and public acceptance of the resulting decisions.
Ein beredtes Beispiel für das Ausmaß, in dem sozioökonomische Interessen der
jeweiligen Stakeholder-Gruppe die Aktivitäten im Schritt 1 “Problem Formulation”
prägen wird, findet sich in Raybould ( 2006 ) , der unter anderem über das Konzept
der britischen Farm Scale Evaluation von herbizidtoleranten gv-Pflanzen reflektiert:
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