Biology Reference
In-Depth Information
17.1 Einstieg
Die Gentechnologie ermöglicht die künstliche Veränderung von Erbmaterial au-
ßerhalb der Organismen und den Einbau solchen Erbmaterials in das Genom
verschiedenster Organismen jenseits der natürlichen Fortpflanzungsgrenzen. Die
ersten Methoden der Gentechnologie wurden in den 1970er Jahren in den USA
entwickelt und leiteten eine neue Phase der industriellen Nutzung von Mikroorga-
nismen und schließlich auch den Einstieg chemisch-pharmazeutischer Konzerne in
die Pflanzenzucht ein. Grundlage dafür war die Klassifizierung dieser neuen Metho-
den der Züchtung als „ technisch “. Gentechnische Methoden sowie die veränderten
Organismen wurden in den USA als patentierbar erklärt. Seitdem die WTO und ihr
TRIPS-Abkommen zum Schutz des geistigen Eigentums 1995 in Kraft getreten ist,
sind alle WTO-Mitglieder verpflichtet, Patentschutz für gentechnische Methoden
und gentechnisch veränderte Organismen zu gewähren.
Neben der „technischen Neuheit“ der gentechnisch veränderten Organismen
wurde auch stets ihre „evolutionäre Neuheit“ diskutiert, die Debatte über Innova-
tion und Chancen wurde um die Debatte über Risiken für Umwelt und Gesundheit
ergänzt. Zuerst in den USA, dann in Europa und schließlich im Rahmen der UN-
Umweltkonventionen wurden gesetzliche Regelungen zur Risikoanalyse und zur
Zulassung von GVO geschaffen. Dieses Kapitel soll einen Überblick über die
Entstehung und die Konzepte dieser gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Ab-
schätzung der Risiken sowie zu ihrer Verringerung bzw. Vermeidung geben. Dabei
liegt der Schwerpunkt auf den gegenwärtig angewandten Methoden, die auf experi-
mentellen Untersuchungen auf dem Niveau der Gewächshäuser und kleinräumigen
Freisetzungen basieren. Rechtliche Fragestellungen, die sich auf Modelle zur Hoch-
rechnung dieser Ergebnisse auf größere räumliche Einheiten und schließlich ganze
Landschaften beziehen, werden in Kap. 9 behandelt.
17.2 Entwicklung rechtlicher Grundlagen für die
GVO-Umweltrisikoanalyse
17.2.1 Die Konferenz von Asilomar
Die Debatte über das Für und Wider der Gentechnologie wurde durch Wissenschaft-
ler angestoßen, die in den 1970er Jahren in den USA im Bereich der Krebsforschung
mit den jüngst entwickelten Methoden der in-vitro DNA-Rekombination arbeiteten
(Rodgers 1981 ) . Erfahrene Krebswissenschaftler sahen mit Besorgnis, wie in den
molekularbiologischen Laboren relativ sorglos mit patho- und onkogenen Organis-
men bzw. biologischen Materialien gearbeitet wurde und gentechnisch veränderte
Plasmide und Mikroorganismen zwischen den Laboren verschickt wurden (Herbig
1978 ) . Als Reaktion auf entsprechende Berichte verabschiedeten die Teilnehmer
der Gordon Conference on Nucleic Acids im Jahr 1973 eine Resolution, mit der
sie über die potentiellen Risiken rekombinierter DNA-Moleküle warnten und die
Search WWH ::




Custom Search