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15.8 Perspektive des Kommunikationsprozesses und
Beispielcharakter für andere Regionen
In der Region Märkisch-Oderland konnte mit den regionalen Akteuren ein Kom-
munikationsprozess zu dem Thema „Anbau von GVO“ begonnen werden. Dieser
wird in der Region insbesondere deshalb als bedeutsam eingeschätzt, da das Ge-
biet Schwerpunkt des Anbaus von Bt-Mais MON810 in den vergangenen Jahren
war und der Umgang damit von Konflikten begleitet wurde. Aus dem bisherigen
Verlauf des Prozesses ziehen die Akteure vor Ort eine positive Bilanz. Die ge-
nerell partizipativ-diskursiven Ansätzen zugeschriebenen Leistungen (vgl. Abschn.
15.3 ) kamen auch hier zum Tragen. Zugleich verwiesen die Vertreter in Märkisch-
Oderland darauf, dass zusätzlich bzw. parallel in anderen Zuständigkeitsbereichen
(siehe Abschn. 15.6 ) noch vielfältige Fragen zu lösen sind. Nur dann können
zukünftig die kommunikativen Ansätze auch ihre volle Wirkung entfalten.
Durch die Institutionalisierung des Kommunikationsprozesses in der „informel-
len Arbeitsgruppe des Landrates“ soll gewährleistet werden, dass der gemeinsame
Prozess der Problemlösung eine Verstetigung findet. Die Beteiligten haben das
Ziel, den Kommunikationsprozess durch regelmäßigen Austausch innerhalb der
Arbeitsgruppe und ggf. innerhalb des Landwirtschaftsausschusses des Kreistages
fortzusetzen. Darüber hinaus soll eine Evaluierung des Prozesses erfolgen. Die un-
mittelbare Perspektive für die Weiterentwicklung des Prozesses besteht darin, die
auf die Koexistenzregeln bezogenen offenen Fragen zu klären und die aufgestellten
Regeln umzusetzen. Die Forderungen an die politisch-administrativ Verantwortli-
chen sollten in einem Rahmen diskutiert werden, der es erlaubt, ihnen ausreichende
Legimitation und politisches Gewicht zu verschaffen.
Durch die offene Gestaltung des Prozesses ist es zudem möglich, weitere Akteu-
re einzubinden, den Prozess mit weiteren Arbeitsschritten zu gestalten und auf neue
Rahmenbedingungen flexibel zu reagieren. Anregungen hierzu wurden auf dem
überregionalen Workshop gegeben. Die Einbindung weiterer Akteure und die Um-
setzung neuer Schritte kann dann auch einige der bisher zurückgestellten Koexis-
tenzregeln, z. B. den Regelungen zu konfliktträchtigen Nutzungen (Imker), erneut
aufgreifen.
Der Kommunikationsprozess wurde hier gezielt auf den Anbau von Bt-Mais
MON810 beschränkt. Die Vorgehensweise kann aber aus Sicht der Autoren auch auf
andere GVO oder weitere ähnlich gelagerte Themen, die systemische Risiken dar-
stellen (z. B. CCS (Carbon Capture and Storage)-Technologie), übertragen werden,
weil sie explizit mit Blick auf die Auseinandersetzung mit systemischen Risiken
fokussiert ist.
Aus der Beobachtung des Kommunikationsprozesses können ebenfalls ver-
allgemeinernde Schlussfolgerungen zu den eingangs gestellten Fragen gezogen
werden:
1. Die Implementierung einer Kommunikationsstrategie in einer Region zu einem
systemischen Risiko, das vor Ort praktische Bedeutung erlangt und in der Ver-
gangenheit schon zu Konflikten geführt hat, ist grundsätzlich möglich. Das zeigt
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