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Motivationen und die resultierenden betriebswirtschaftlichen Entscheidungen der
Landwirte, den politisch-administrativen Spielraum der Behörden und Entschei-
dungsträger der Region, aktuelle Konfliktlinien in der Region sowie Erfahrungen
mit von außen in die Region hereingetragenen Konflikten für die Konfliktlösung
adäquat berücksichtigen. Einen wesentlichen Baustein hierzu bildet ein Kommu-
nikationsprozess in der Region zu dem Anbau von GVO. Derzeit herrschen im
Umgang mit dem Thema eine große Unsicherheit und Ambivalenz. Der Gesetz-
geber fordert die Koexistenz, die für Landwirte und Verbraucher eine Wahlfreiheit
in Bezug auf Herstellung und Verbrauch von Produkten, die mit oder ohne gen-
technische Verfahrensweisen erzeugt wurden, ermöglichen soll. Die Umsetzung der
Koexistenz lässt jedoch trotz gesetzlicher Regelungen viele Fragen offen, die in
einem ersten Schritt offengelegt und gegenseitig ausgetauscht werden sollten. Dies
erfordert das Kennenlernen unterschiedlicher Positionen und Sichtweisen, um diver-
gierende Positionen und Interessen der Region soweit wie möglich auszugleichen.
Dadurch wird ein Prozess der Risikokommunikation möglich, der zur Problemlö-
sung auch kooperative Aktivitäten der Akteure in der Region einschließt (vgl. auch
RRAC 2009 ) .
Zu beachten ist, dass ein Kommunikationsprozess selbst zur Verstärkung des
systemischen Risikos führen kann (Renn und Keil 2008 ) . Deshalb sollen Kommu-
nikationsprozesse schrittweise erfolgen und die Kommunikation dauerhaft aufrecht
erhalten und institutionalisiert werden (Renn und Keil 2008 ) . Weiterhin schlagen
Renn und Keil drei parallel zu führende Ebenen der Kommunikation vor:
Ein erkenntnisorientierter Diskurs, der die Faktenbasis schafft,
ein bewertungsorientierter Diskurs, der von Vertretern organisierter Interessen-
gruppen geführt werden sollte und
ein partizipativer Diskurs mit von den Folgen der Technologie betroffenen
Personen und Organisationen.
Der hier vorgeschlagene und zur Anwendung gelangende Kommunikationspro-
zess zum Umgang mit dem Anbau von GVO soll in erster Linie die Koexistenz
zwischen verschiedenen Anbauweisen auf regionaler Ebene ermöglichen, speziell
zwischen dem konventionellen Anbau von Mais, dem ökologischen Anbau von
Mais und dem Anbau von gentechnisch verändertem Bt-Mais. Somit wird ein
seit einigen Jahren bestehendes Problem aufgegriffen, zu dem schon sehr viel
Faktenwissen existiert und bei dem mehrere Interessengruppen gleichzeitig die Be-
troffenen sind. Politiker und Behördenvertreter sollen die Koexistenz ermöglichen
und Landwirte die Koexistenz praktisch realisieren. Somit werden alle drei von
Renn und Keil ( 2008 ) dargestellten Ebenen angesprochen, können jedoch im prakti-
schen Prozess aufgrund der aktuellen Situation sinnvollerweise nur gemeinsam zur
Anwendung kommen.
Der Kommunikationsprozess in der Region Märkisch-Oderland wurde als ex-
plorative Fallstudie durchgeführt. Die Aufgabe der Autoren bestand darin, Fakten
bereitzustellen, zu moderieren (soweit von den Akteuren gewünscht) sowie den
Prozess strukturiert zu dokumentieren. Mit der Fallstudie sollte geklärt werden,
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