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Kapitel 9
Rechtliche Regelung systemischer Risiken
von GVO: (Ökologische) Modellierung und ihre
juristische Verwertbarkeit
Jantje Struß und Gerd Winter
Die Gentechnologie ist eine hoch komplexe und vergleichsweise junge Technolo-
gie, die - jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt - mit vielen Unsicherheiten behaftet
ist. Das Transgen lässt sich bei landwirtschaftlicher Verwendung (Grüne Gentech-
nik) nicht räumlich begrenzen, sondern findet Eingang in die natürliche Umwelt
und wechselwirkt mit der gesellschaftlichen Sphäre. Aufgrund der vielfältigen Be-
ziehungen innerhalb gesellschaftlicher und ökologischer Systeme sind die Risiken,
die mit einer großflächigen Ausbringung von GVO verbunden sind, bislang kaum
abschließend geklärt und somit entsprechend schwer eindämmbar . 1
Für das Verständnis ökologischer Systemzusammenhänge und zur Folgenab-
schätzung systemischer Risiken werden in der ökologischen Wissenschaft und
Praxis häufig ökologische Modelle verwendet. 2 Auch für die Folgenabschätzung der
großflächigen Ausbringung von GVO werden entsprechende Modelle entwickelt.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, inwieweit die Ergebnisse derartiger
Modelle im Rahmen der gentechnikrechtlichen Risikoanalyse juristisch verwertbar
sind.
Ein Modell ist die vereinfachte Darstellung eines (komplexen) Realausschnittes . 3
Mithilfe von Modellen können also umfangreiche Sachverhalte vereinfacht werden,
die ansonsten aufgrund ihrer Komplexität gedanklich nur schwer zu durchdringen
1 Im Rahmen des juristischen Teilprojekts von „GeneRisk“ ist eine umfassende systematische
Darstellung der aktuellen Rechtslage für Freisetzungen und das Inverkehrbringen von GVO ent-
standen, in der u.a. auch die Frage der juristischen Verwertbarkeit ökologischer Modelle behandelt
wurde: Struß : Die großflächige Ausbringung von GVO in die Umwelt (2010).
2 Insbesondere in den USA werden Modelle bereits vielfach in ökologischen Zusammenhängen
eingesetzt. Siehe hierzu z. B. Wagner/Fisher/Pascual: Misunderstanding models in environmental
and public health regulation. In: N.Y.U. Environmental Law Journal 2010, 293.
3 Vgl. Brockhaus , 10 Bände (2005), Band 6 (Lit-Norc), Stichwort „Modell“.
J. Struß (
B )
Forschungsstelle für Europäisches Umweltrecht (FEU), Universität Bremen,
28334 Bremen, Deutschland
e-mail: jantje.struss@gmx.de
 
 
 
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