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Am 2. April 2005 stirbt Karol Wojtyła
(1920-2005), Papst Johannes Paul
II., nach über einem Vierteljahrhun-
dert Pontifikat. Im Juni 1987 hatten
Tausende auf der Westerplatte bei
Danzig die Heilige Messe mit ihm ge-
feiert. Im Jahr darauf waren die katho-
lischen Arbeiter in den Streik getreten
- Fanal für den Untergang des kom-
munistischen Ostblocks. So genießt
kein anderer Mensch in Polen eine sol-
che Verehrung wie der „berühmteste
Pole der Welt“. Bereits zu seinen Leb-
zeiten wurde der Papst dort wie ein
Heiliger verehrt, gleichermaßen von
Säkularen wie Religiösen. Über die
Person Karol Wojtyła waren Glaube
und Freiheit untrennbar miteinander
verbunden. Mit seinem Tod verliert
vor allem die Jugend ihr größtes Idol.
die das Parlament geschwächt, Polizei
und Armee gestärkt und die Todesstra-
fe eingeführt werden müssten.
Mit diesem Programm gewinnt
„Recht und Gerechtigkeit“ die Wahl
gegen die Linksparteien, die für viele
zu Recht aus der Regierung fortgejagt
werden. Mit dem Votum 2005 erhal-
ten die Linksparteien die Quittung für
Günstlingswirtschaft und zahlreiche
Korruptionsskandale, für Raffgier und
Inkompetenz sowie die beharrliche
Weigerung, zu Ungunsten der eige-
nen alten Seilschaften die kommunisti-
sche Geschichte des Landes endlich
aufzuarbeiten.
Im Oktober 2005 folgen die Präsi-
dentschaftswahlen. Kein Kandidat
kann sie für sich entscheiden, weshalb
es zwei Wochen später zur Stichwahl
kommt. Gegen Donald Tusk von der
konservativ-neoliberalen Bürgerplatt-
form (PO) trägt der Zwillingsbruder
des PiS-Chefs, Lech Kaczyński, mit
schrillen Tönen den Sieg davon und
macht seit seiner Wahl ins höchste
Staatsamt Formulierungen wie „anti-
polnisch zersetzend“ nun auch landes-
weit politisch salonfähig.
Fortan zeichnet der Liberalismus
verantwortlich für sämtliche sittlichen
und sozialen Verwerfungen. In der Fol-
ge wird die Kampfzone gegen eine
unabhängige Presse ausgeweitet und
überhaupt gegen alle gesellschaftli-
chen Errungenschaften, denen ein
emanzipatorisches Odium anhaftet -
ebenso simpel wie reaktionär. Die
weltanschauliche, politische und per-
sonelle „Erneuerung“, die die Kaczyńs-
kis in Gang setzen, die „Säuberung“
Rechtsruck in Polen
Die Parlamentswahlen im September
2005 gewinnt die nationalkonservati-
ve Partei „Recht und Gerechtigkeit“
(PiS) unter ihrem Vorsitzenden Jaro-
sław Kaczyński. Dem voran geht ein
erbitterter Wahlkampf, wie ihn das
Land bis dahin noch nicht gesehen
hatte. Denn erklärtermaßen tritt die
PiS gegen den „Uklad“ an, eine Art
Krake, der in Gestalt der Postkommu-
nisten, Liberalen und Antiklerikalen,
der Homosexuellen und Feministin-
nen die Moral der polnischen Gesell-
schaft untergrabe. Die „moralische Re-
volution“ mit „Säuberungen“ unter
Kommunisten und Vaterlandsverrätern
soll das Fundament einer künftigen,
vierten polnischen Republik legen, für
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