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Volk ohne Land
tig niedergeschlagen, die Aufständi-
schen hingerichtet. Gerade 20 Jahre
alt, organisierte der aus einer litaui-
schen Adelsfamilie stammende, späte-
re polnische Staatschef
Józef Piłsudski
(1867-1935) ein
Attentat auf den Za-
ren
und wurde für fünf Jahre nach Si-
birien verbannt.
Zahllose Menschen
emigrierten,
viele nach Frankreich und ein sehr
großer Teil in die Vereinigten Staaten.
Als
1914
der Erste Weltkrieg ausbrach,
mussten sich drei Millionen polnische
Soldaten unter deutscher, österreichi-
scher oder russischer Fahne gegensei-
tig erschießen.
Dank der russischen Oktoberrevolu-
tion stand die polnische Frage Ende
des Ersten Weltkriegs international
wieder auf dem Programm. Man
dachte sich
Polen als Puffer,
als „Cor-
don Sanitaire“ gegen das sich im
Osten formierende
Sowjetregime.
Im
14-Punkte-Programm
des US-Präsi-
denten
Woodrow Wilson,
das Anfang
1918 die alliierten Kriegsziele verlaut-
bar machte, wurde unter dem vorletz-
ten Punkt die Errichtung eines
unab-
hängigen polnischen Staates
mit ei-
nem Zugang zur Ostsee vorgestellt.
Die Nationalhymne „Polen gehört uns
immer noch auf ewig“ sangen 1797
erstmals polnische Soldaten in Italien.
In Scharen zogen sie mit dem kleinen
Korsen und großen französischen Kai-
ser
Napoleon
in den Krieg gegen
Preußen und Russland, in der Hoff-
nung, dass er ihren Kampfesmut mit
der Wiederherstellung ihres Landes
belohnen würde. Stattdessen
teilten
die europäischen Großmächte, die
nach der Niederlage
Napoleons
auf
dem
Wiener Kongress 1815
die eu-
ropäische Landkarte neu absteckten,
Polen zum vierten Mal auf.
Preußen
verzichtete zwar auf die meisten der
1795 hinzugeraubten Gebiete, um-
fasste aber auch weiterhin die alten
polnischen Regionen Posen und West-
preußen. Das südliche Polen um Kra-
ków und Lwów (Lemberg/Lviv) wurde
unter dem Namen Galizien Teil des
Habsburger Reichs, und die riesigen
ostpolnischen Territorien verleibte sich
Russland ein. Unter Kontrolle der Tei-
lungsmächte entstand eine Freie Stadt
Kraków (ab 1846 bei Österreich) so-
wie das nach seiner Urheberschaft
„Kongresspolen“ genannte Resther-
zogtum Warschau, dessen König aller-
dings der Zar von Russland war.
Es folgten
Aufstände
in allen Tei-
lungsgebieten: 1846 in Kraków, 1848
im preußischen und österreichischen
Teil, 1863/64 in Warschau unter
Ro-
muald Traugutt,
dessen Name wie der
von
Kościuszko
heute zahlreiche Stra-
ßen und Plätze in Polen ehrt, 1904/05
in Russisch-Polen. Sie alle wurden blu-
Die Zweite Republik
Am Tag der Waffenstillstandserklä-
rung, dem
11. November 1918,
wurde
Marschall
Piłsudski
der Oberbefehl
über die polnischen Streitkräfte und
die provisorische Staatsgewalt übertra-
gen. Dieser Tag wird heute als das
Gründungsdatum
der zweiten polni-
schen Republik angesehen. Am 22.
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