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ciech),
Bischof von Prag, im Prußen-
land nordöstlich der Weichsel den
Märtyrertod
gefunden; während sei-
ner Missionsreise 997 war der heutige
polnische Nationalheilige von den
heidnischen Prußen erschlagen wor-
den. Seine Gebeine handelte Herzog
Bolesław
den Ungläubigen ab und ließ
sie nach Gniezno verbringen - in je-
ner gottesfürchtigen Zeit mehr als nur
ein symbolischer Akt. Noch im Jahr
1000 folgte die Erhebung Gnieznos
zum
Erzbistum,
dem man die Bistü-
mer Kolberg, Breslau, Krakau und spä-
ter auch Posen unterstellte, womit ei-
ne von der westlichen Erzdiözese
Magdeburg unabhängige,
souveräne
Kircheneinheit
entstanden war.
Die Ernennung
Bolesław Chrobrys
zum „Bruder und Mitstreiter“ und die
Einrichtung einer eigenständigen Kir-
chenprovinz im Akt von Gnesen be-
deuteten entscheidende Schritte auf
dem Weg zur polnischen Staatswer-
dung; durch die Heirat von
Bolesławs
Sohn,
Mieszko II.,
mit einer Nichte
Ot-
tos III.
wurden darüber hinaus auch
verwandtschaftliche Bande geknüpft.
Nach dem frühen Tod des Kaisers,
der 1002 mit nur 22 Jahren verstarb,
änderte sich jedoch die politische
Großwetterlage. Zwischen 1004 und
1018 kam es wegen umstrittener Ge-
biete östlich der Elbe zu drei langen
Kriegen
und mehreren
Feldzügen
der
deutschen Krone gegen den Nach-
barn. 1018 fanden die Auseinanderset-
zungen im
Frieden von Bautzen
ein
Ende, mit dem
Kaiser Heinrich II.
(reg. 1014-24) die Grenzen des polni-
schen Herzogtums anerkannte und
Bolesław
ihm im Gegenzug für das
Lausitzer und das Milzener Land den
Lehnseid leistete.
Der Tapfere befand sich auf dem
Höhepunkt seiner Macht. Das
Pias-
ten-Reich
erstreckte sich von der
Odermündung bis hinunter zur unga-
rischen Grenze, im Osten wurde es
jenseits der Flüsse San, Bug und Na-
rew begrenzt, und im Nordosten
reichte es bis zur Danziger Bucht. In
seinem Todesjahr 1025 erfüllte sich
schließlich
Bolesław I. Chrobrys
größ-
ter Wunsch: Mit päpstlichem Segen
wurde er zum
ersten König von Polen
gekrönt.
Bruderstreit und Zerfall
Doch das Reich war nicht von Dauer.
Auf Landgewinne folgten Verluste,
über das gesamte Mittelalter hinweg
zählten allein Großpolen, Kleinpolen
und Masowien sowie mit wenigen
Ausnahmen Schlesien - um das die
Piasten mit der böhmischen Krone
zahlreiche Kriege führten - kontinuier-
lich zum polnischen Staatswesen. Und
auch die
Königswürde ging
wieder-
holte Male
verloren.
Bereits
Bolesławs
Sohn
Mieszko II.
(reg. 1025 und 1032-
34) büßte, im Konflikt mit Kaiser
Kon-
rad II.
(reg. 1024-39), die Krone wie-
der ein. Piastische Erbstreitigkeiten,
Feindseligkeiten von Seiten des erstar-
kenden Adels und eine Reihe heidni-
scher Revolten von Pommern bis
Schlesien schwächten die Macht. Im
Sommer 1039 wurde schließlich die
Residenz
Gniezno
durch den böhmi-
schen Herzog
Břetislav
zerstört,
wel-
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