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Gletscherwasser gegrabene, langgezogene
Furchen, die sich mit Süßwasser füllten.
An der Ostseeküste überwiegen sandi-
ge und sandig-tonerdene Böden, die sich
nicht zum Anbau anspruchsvollerer Kultur-
pflanzen eignen. Eine Ausnahme bildet die
fruchtbare Weichsel-Niederung. Wo toni-
ge, wasserundurchlässige Böden dominie-
ren, haben sich Salzwiesen sowie eine Viel-
zahl von Flach- und Hochmooren gebildet.
Zum letzten Mal erreichten die Glet-
scher das heutige Küstengebiet ungefähr
10.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Sie
formten dabei steile Kliffküsten mit Inseln
wie Rügen, Usedom und Wollin. Östlich
der Oder beginnt eine sogenannte Aus-
gleichsküste, die sich bis zur Danziger
Bucht ohne spektakuläre Einschnitte und
Vorsprünge, aber mit schönen Strandseen
und einer streckenweise atemberaubenden
Wanderdünenlandschaft zeigt.
Und woher kommt all der Sand am Ost-
seestrand? Die Zerstörungskraft von Bran-
dung und Wind allein würde selbst über
zehntausende Jahre nicht ausreichen, die-
se riesigen Sandberge zu mahlen. Man
nimmt deshalb an, dass die heute der Ost-
seeküste vorgelagerten großen Bänke, wie
die Oder- und die Stolpebank, einmal Insel-
kerne waren, die während der Litorina-Sen-
kung unter den Meeresspiegel gezogen
wurden. Unter Wasser wurde die Substanz
der versunkenen Inseln ausgewaschen, ab-
getragen und klein gemahlen (allein die
Oderbank würde noch heute vier Milliar-
den Kubikmeter bewegliche Masse herge-
ben). Um diese Barrieren herum lagerten
sich mit der Strömung Sandbögen und Dü-
nenketten ab, die teils mit dem neuen Fest-
land in Verbindung traten und bei der
nächsten Meereshebung abermals im Was-
ser versanken. Der verfügbar gewordene,
nun nicht mehr gebundene Sand wanderte
weiter, jeweils so weit, wie es die wiederum
neu entstandene Küste mit ihren Vorsprün-
gen erlaubte. Diesem Vorgang verdanken
auch die Bodden, Haffe und Strandseen
ihre Entstehung.
Entstehung des
mitteleuropäischen Tieflands
Über den selben Zeitraum entstand
auch das mitteleuropäische Tiefland, das
sich von der niederländischen Nordseeküs-
te über Norddeutschland nach Nordpolen
erstreckt und dessen heutige Oberflächen-
gestalt vor allem das Resultat pleistozäner
Vereisungen ist. Der Norden Polens, von
der Oder bis zur russisch-litauisch-weißrus-
sischen Grenze, ist ein Kind der gewaltigen
Eismassen, die vor ungefähr 500.000 Jah-
ren von Skandinavien her nach Süden vor-
drangen.
Mehrfach überzogen sie die Gebiete der
südlichen Ostsee und schoben dabei wie
Planierraupen gewaltige Mengen an
Geröll, Kies, Sand und Gestein vor sich her.
Jeweils beim Rückzug der Gletscher hinter-
ließen sie quergestellte, bis zu 200 Meter
hohe Schutthaufen, die man heute End-
moränen nennt. Eine solche Endmoräne ist
der Baltische Höhenrücken. Von den Eis-
zeitgletschern zu einem vielfach hinterein-
ander gestaffelten, abwechslungsreichen
Hügelland zusammengetragen, zieht er
sich jenseits von Stettin mit Höhen um 100
Meter gegen Osten nach Kaschubien, wo
er am dichtesten an die Ostsee herantritt
und Erhebungen über 300 Meter erreicht,
bis nach Gołdap mit dem Szeska-Berg
(308 m) im nordöstlichen Polen.
Die zweite geomorphologische Form,
die man in Nordpolen antrifft, sind Grund-
moränenlandschaften. Sie sind aus zwi-
schen den Eismassen und den Gletscher-
betten gemahlenen Gesteinen entstanden,
die absanken und zusammen mit an den
Gletscherböden ausgeschürften Geschie-
ben ein romantisches, sanft gewelltes Land
mit teils recht fruchtbarer Erde hinterließen.
Dazwischen blinken die Seen der Pom-
merschen Seenplatte auf. Bei ihnen han-
delt es sich entweder um Grundmoränen-
seen, d.h. Seen, die aus Schmelzwasseran-
sammlungen in großen Becken entstanden,
oder Rinnenseen, also durch abfließendes
 
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