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Jurata, die Königin der Ostsee
Ein polnisches Märchen erzählt, dass ein-
mal vor langer, langer Zeit tief auf dem
Meeresgrund die Ostseekönigin Jurata
friedlich in ihrem Schloss lebte, das vom
Fundament bis zum Dach aus reinem Bern-
stein bestand. Eines Tages aber wurde ihr
Frieden gestört, denn ein Fischer namens
Castitis fing ihre Untertanen mit großen
Netzen, worüber Jurata sehr zornig war.
Und so sandte die Königin ihre Hecht-Bot-
schafter aus, um die vornehmsten Nixen
aus allen Wassern um sich zu sammeln. Sie
sagte: „Ein gemeiner Sterblicher tritt das
Recht mit Füßen, während ich mich nicht
getraue, ein einziges Fischlein für meinen
eigenen Tisch zu fangen. Nicht einmal eine
kleine Flunder, meine Lieblingsspeise. Die
Vermessenheit des Fischers darf nicht un-
gestraft bleiben.“
Also schickte sie hundert Bernsteinboote
zum Fischer Castitis. Jedes von ihnen trug
eine bildschöne Nixe, und Jurata, die
schönste von allen, fuhr an der Spitze. Als
der gerade mit seinen Netzen Beschäftigte
ins Blickfeld gelangte, stimmten die Meer-
jungfrauen glockenhell einen Sirenen-Ge-
sang an, von dem seit Homers Zeiten be-
kannt ist, dass damit Männer geangelt wer-
den. Sie sangen:
„Komm, du schöner junger Fischer,
lass die Arbeit, komm ins Boot!
Bei uns hast du Lust und Freude,
aber niemals Müh' und Not.
Komm und lass dich von uns lieben,
aller Erdensorgen fern,
und wir machen dich zum König,
zu des Meeres mächtigem Herrn.“
Und was geschah? Castitis und Jurata ver-
liebten sich ineinander. Ein Jahr lang trafen
sie sich heimlich, bis die uralten Götter von
der unmöglichen Liaison Wind bekamen.
Perkunos, der oberste Donnergott, schleu-
derte daraufhin wutentbrannt seine Blitze
mit solcher Kraft herab, dass sie Juratas Pa-
last auf dem Meeresgrund trafen und die-
ser in Abermilliarden kleine Stücke zer-
barst. Unter seinen Trümmern wurde Ju-
rata begraben. Den Fischer Castitis schmie-
deten die Götter an einen Felsen und leg-
ten ihm Juratas Leichnam zu Füßen, damit
er ihn allezeit quälend vor Augen habe.
Noch heute soll man bei Sturm das Jam-
mern des armen Castitis hören. Und die
kleinen Bernsteinstücke, die überall von
den Ostseewellen an den Strand gespült
werden, sind Trümmer von Juratas Palast.
strand, und auch die kleine Haupt-
straße und Bummelmeile ul. Wiejska
in dem der Bucht zugewandten Orts-
zentrum zeigt sich mit vielen Lokalen,
Kaffeestuben und Fischbratereien in
einem schmucken Gewand. Eine Sage
erzählt, dass in Vorzeiten der gesamte
Ort Hel in der Ostsee versank, da sei-
ne unerhört reichen Bewohner Gott
lästerten und frevelhaft geworden wa-
ren. Tatsächlich war es aber das Meer,
das dem 1351 erstmals genannten Fi-
scherort zusetzte. Seine denkmalge-
schützte gotische Kirche lag zum
Zeitpunkt ihrer ersten Erwähnung
1417 noch 200 Meter von der Pucker
Bucht entfernt; knapp 250 Jahre spä-
ter stürzte ihr vorderer Teil mitsamt
dem Turm in die Fluten. Wiederaufge-
baut, dient die Kirche heute als De-
pendance des Polnischen Schifffahrts-
museums in Danzig. Ein sehenswertes
Fischermuseum ist in ihr unterge-
bracht, das Schiffsmodelle ausstellt
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