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Von Łeba aus in den
Slowinzischen Nationalpark
Hier werden lebendige Bäume unter
den Sandmassen begraben, dort tre-
ten trostlose Baumstümpfe wieder ans
Tageslicht, und schließlich zeigt sich
fast alles vom Sand verschüttet. Am
Fuß der Łącka Góra angelangt, heißt
es dann Schuhe und Strümpfe auszie-
hen und hinein in die Wüste! Wahrlich
ein schweißtreibendes Vergnügen ist
es, die gewaltige Lonske-Düne hinauf-
zustapfen, die in den 1930er Jahren ei-
ne beliebte Segelflugstätte war und ei-
nen, oben angelangt, mit einem herrli-
chen Panorama belohnt. „Über Wel-
len flüssigen Sandes schweift der Blick
zum Meer hinab“, beschreibt ein heu-
te lange vergessener Schriftsteller die
fantastische Aussicht von der Düne.
Militärhistorisch Interessierte wer-
den möglicherweise den von Rąbka
aus etwa drei Kilometer langen Weg
zur Nazi-Raketenversuchsstation bei
Wyrzutnia im Nationalpark einschla-
gen. Im Zweiten Weltkrieg war das
Gelände zwischen Leba und Lonske-
Düne militärisches Sperrgebiet, 1943
gingen die erste funkferngesteuerte
Flugabwehrrakete, „Rheintochter“ ge-
nannt, und Richtung Bornholm die
erste Fernzielrakete „Rheinbote“ im
Dünensand an den Start. Im Dezem-
ber 1944 wurden die Versuche wegen
„drohender Luftgefahr“ in die südliche
Tucheler Heide verlegt. Heute kann,
wer mag, Folgendes besichtigen: die
alte Abschussrampe, einen verbliebe-
nen Bunker und in einem weiteren Ge-
bäude eine Ausstellung „Leba und
Umgebung auf alten Fotos“ sowie, an-
derthalb Kilometer davon entfernt, die
Reste einer Rakete.
Ein besonderes Erlebnis ist ein Ausflug
von Łeba aus in den Slowinzischen
Nationalpark (Słowiński Park Naro-
dowy). 1967 gegründet und 1977 zum
Weltbiosphärenreservat erklärt, um-
fasst er auf über 18.000 Hektar eines
der größten europäischen Sanddünen-
gebiete. Jährlich wandern die durch-
schnittlich 35 Meter hohen Sandberge
zwischen fünf und zehn Meter, unter
ihnen die mit 42 Metern höchste und
imposanteste Kuppe Łącka Góra
(Lonske-Düne), die Groß und Klein
zum Gipfelsturm mit anschließendem
atemberaubenden Rundblick über die
„Polnische Sahara“ einlädt.
Vom Ortszentrum aus führt die
Straße zum nördlichen Ufer des Łebs-
ko-Sees und dort zum obligatorischen
Parkplatz von Rąbka am Nationalpark-
eingang. Dort befindet sich neben der
Eintrittskasse und einem Fahrradver-
leih auch ein kleines Naturkundemu-
seum, das über Fauna und Flora des
Parks informiert.
Rąbka ist außerdem Endhaltestelle
der Łebaer Elektrobahn, und so heißt
es umsteigen, wahlweise aufs Rad, in
eine Pferdekutsche oder in eine weite-
re Elektrowägelchen-Linie, die einen
die verbliebenen fünfeinhalb Kilome-
ter fast bis zur Riesendüne Łącka Góra
transportiert - am schönsten ist aller-
dings der Spaziergang zu Fuß. Zu-
nächst durch Kiefern- und Mischwald
hindurch, bietet sich allmählich ein
seltsames Schauspiel: Näher und nä-
her tritt der Sand an den Wald heran.
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