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Barlinek
Ü VI/B2
Ein letztes Mal nahm die Stadt im
Zweiten Weltkrieg größeren Scha-
den. Ihr berühmtester Sohn, der Ma-
thematiker, Philosoph und bedeu-
tendste Schachspieler aller Zeiten,
Emanuel Lasker (1868-1941), hatte
Deutschland da schon lange verlassen.
An den jüngsten Spross des jüdischen
Kantors von Berlinchen und Schach-
weltmeister von 1894 bis 1921 - bis
heute der längstamtierende Weltmeis-
tertitelinhaber in der Geschichte des
Schachspiels - erinnern eine Büste so-
wie eine Ausstellung in Barlineks klei-
nem Regionalmuseum. Außerdem
werden dort historische Gerätschaften
und archäologische Funde gezeigt.
Gleich nebenan befindet sich die Tou-
risteninformation, die Auskunft über
den Ort und seine reizende Umge-
bung erteilt.
Vier Fünftel der Gemeindefläche
Barlineks befinden sich bereits im Ber-
linchen-Landsberger Landschafts-
park (Barlinecko-Gorzowski Park Kra-
jobrazowy). 1991 gegründet, teilt sich
die Woiwodschaft Westpommern das
knapp 24.000 Hektar große Natur-
schutzareal mit der südlich benachbar-
ten Woiwodschaft Lubuskie (Lebuser
Land). Schöne Buchenwälder bede-
cken das sanft gewellte Land im Quell-
gebiet der Płonia (Plöne), die ihren
Weg mit zahlreichen Windungen
nordwärts in Richtung Pyrzyce nimmt.
Weiter südlich im Park überwiegen
Kiefern, zwischen denen Seen und Tei-
che aufblitzen. Auf sechs Wanderwe-
gen und Naturlehrpfaden kann man
Specht, Falke und zahlreiche Wasser-
vogelarten und mit ein bisschen Glück
30 Kilometer östlich liegt Barlinek
(Berlinchen), früher „Perle der Neu-
mark“ genannt. Mit 15.000 Einwoh-
nern ist es etwas größer als die Kreis-
stadt Myślibórz, und doch erscheint
es, wie die Verkleinerungsform im
ehemaligen deutschen Namen schon
sagt - niedlich. Ein hübsch gepflaster-
ter Markt mit Barlineks Wahrzeichen,
dem Gänseliesel-Brunnen von 1912,
rundum kleine Bürgerhäuser und eine
gotische Backsteinkirche, wenige
Schritte entfernt romantische Reste
der alten Stadtmauer, gefolgt vom Bar-
lineckie-See mit properer Promenade
prägen die idyllische Sommerfrische.
Woher der alte Name „Berlinchen“
stammt, ist nicht bekannt. 1278, als
der Ritter Heinrich Toyte die Stadt im
Plöne-Tal im Auftrag der brandenbur-
gischen Markgrafen gründete, wurde
sie als „Neu Berlyn“ in die Urkunde
eingetragen. Sie diente den Markgra-
fen zur Absicherung ihres neuen Besit-
zes, der Neumark, gegen die konkur-
rierenden nördlichen pommerschen
Herzöge. Noch vor der Wende zum
14. Jahrhundert wurden die Pfarrkir-
che erbaut - heute innen mit einem
reichlich vergoldeten Hochaltar ge-
schmückt - und der ganze Ort mit ei-
ner hohen Mauer umschlossen.
Zahlreiche Kriege und Feuers-
brünste zogen im Lauf der Jahrhun-
derte über Berlinchen hinweg, sodass
die „Perle der Neumark“ erst mit der
Entdeckung der Sommerfrische Mitte
des 19. Jahrhunderts richtig zu glän-
zen begann.
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