Travel Reference
In-Depth Information
nahme und die ersten Rekonstruktions-
zeichnungen, mit denen dann das Klinken-
putzen auf der Suche nach Fördermitteln
begann.
Mit dem ersten bedeutenden Geldsegen
vom Generalkonservator der damaligen
Woiwodschaft Szczecin und der katholi-
schen Kirche in Warschau konnten Teile
der Umfassungsmauern gesichert werden.
Den großen Batzen brachten anschließend
Mittel der Stiftung für deutsch-polnische
Zusammenarbeit in Bonn und Warschau,
die 1994 bewilligt wurden: 13 Milliarden al-
te Złoty oder 1,2 Millionen Mark, was
reichlich 500.000 Euro entspricht. Damit
wurden der Mauerkranz ausgebessert, die
Betonpfeiler aufgestellt und darauf der 40
Meter hohe Dachstuhl aufgebaut. Im Sep-
tember 1995 feierte man mit einem öku-
menischen Gottesdienst Richtfest.
Zwei Jahre später war das Kirchendach
eingedeckt, und die Fertigstellung des ers-
ten Bauabschnitts sollte abermals feierlich
begangen werden. Doch dann barst ein
stählerner Ringanker in der Spitze des
Kirchturms. Das Gotteshaus nebst allen
umliegenden Straßen musste wegen Ein-
sturzgefahr unverzüglich gesperrt werden.
Bis Anfang 1999 dauerten die Arbeiten,
den Turmhelm mit einem Stahlbetonkorsett
abzusichern. Im Sommer 2000 wurde dann
mit dem Bau des obersten Turmabsatzes
begonnen, vier Tage vor Heiligabend setzte
der größte Kran Polens die neue Spitze auf,
und seit 2003 ist sie mit Kupfer ge-
schmückt. So erhebt sich seitdem der
Turm, 102 Meter hoch, wieder weit über
dem Oderland.
Doch ist der Wiederaufbau damit längst
noch nicht abgeschlossen. Mithilfe zahl-
reicher privater Spenden werden zurzeit
die Stahlbetonpfeiler im Kirchenraum mit
Backstein ummantelt. Danach stehen die
Wiederherstellung des historischen Ster-
nengewölbes und die Restaurierung des
Gewölbes über den Umgangskapellen an.
Eine brandenburgische Gemeinde spende-
te die Bestuhlung; Messingleuchter, Altar-
schmuck und auch die neue Elektroorgel
sind private Geschenke. Im Berliner Dom
wird für den Wiederaufbau gesammelt,
und insbesondere die älteren Frauen von
Chojna pflegen in unermüdlicher Arbeit
tagtäglich den Kirchenbau.
So wächst die gotische Backsteinkirche
St. Marien dank des ehrenamtlichen Enga-
gements so vieler Menschen allmählich
wieder heran. Den Initiatoren und Kraft-
quellen für den Wiederaufbau, Günther Ku-
mak und Antoni Chodakowski, wurde dafür
das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Günther Kumak durfte die Fertigstellung
des Kirchturms nicht mehr miterleben, er
verstarb im November 1997. Doch seine
Idee lebt fort, und auch die Arbeit geht
weiter - an diesem weit über Chojna hin
sichtbaren Zeichen für die polnisch-deut-
sche Versöhnung.
Der Wiederaufbau der Marienkirche
ist noch längst nicht abgeschlossen
 
Search WWH ::




Custom Search