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Er ist der höchste Kirchturm Westpom-
merns, das Gotteshaus selbst einer der
bedeutendsten gotischen Sakralbau-
ten in der historischen Neumark, darü-
ber hinaus ein herausragendes Sym-
bol für deutsch-polnische Zusam-
menarbeit. Denn die 1945 zerstörte
Marienkirche wird in einem nun bald
drei Jahrzehnte andauernden, gemein-
samen ehrenamtlichen Engagement
wieder aufgebaut ( Ü Exkurs „Deutsch-
polnische Rekonstruktionen“).
In ihrem Vorgängerbau soll 1187
Herzog Bogislaw von Pommern beige-
setzt worden sein, eine solche Grab-
stätte wurde bisher jedoch nicht ent-
deckt. Verbürgt ist dagegen, dass „Ko-
nigesberge“ 1244 erstmals Erwähnung
fand, 1290 ein Augustiner-Kloster ge-
stiftet wurde und der sehr verkehrs-
günstig gelegene Marktflecken durch
schwunghaften Getreidehandel ab
Anfang des 14. Jahrhunderts zur ers-
ten großen Blüte gelangte. Eine Stadt-
mauer mit drei ebenso wehrhaften
wie repräsentativen Toren wurde er-
richtet, es folgten ein Rathaus und die
Marienkirche, die in zwei Etappen
1389-1407 und 1451-59 nach Plänen
des Baumeisters Heinrich Brunsberg
als dreischiffige Hallenkirche entstand.
Reste einer alten Feldsteinkirche wur-
den dabei in das neue Gotteshaus in-
tegriert, das - trotz Bauunterbrechung
- als eines der reinsten gotischen Bau-
werke Mitteleuropas zur Vollendung
fand. Nur der Kirchturm wandelte sei-
ne Gestalt. 1843 stürzte der ursprüng-
liche Glockenturm ein, und das Got-
teshaus erhielt einen vom Berliner
Hofarchitekten Friedrich August Stüler
entworfenen, 102 Meter hohen Ersatz
im neugotischen Geschmack.
Nachdem die Rote Armee Königs-
berg in der Neumark Anfang Februar
1945 eingenommen hatte, wurde die
Altstadt knapp zwei Wochen später
bei einem Brand beinahe vollständig
zerstört. Ende der 1970er Jahre be-
gann man in Chojna dann mit dem
Wiederaufbau der schönsten architek-
tonischen Kleinode.
Von der Marienkirche führt eine
Kopfsteinpflastergasse, links und
rechts von niedrigen Ackerbürgerhäu-
schen gesäumt, zur Dreifaltigkeitskir-
che (Kościółśw. Trójcy), der ehemali-
gen Klosterkirche der Augustiner.
1290 wurde ihre Abtei gestiftet, von
1300 bis 1342 dauerte die Errichtung
von Kloster und Gotteshaus. Nach der
Reformation verließen die Mönche
1536 die Stadt, fortan feierte man in
der Dreifaltigkeitskirche evangelische
Gottesdienste. 1698 wurde sie zur
Schule umfunktioniert, 1813 zum
Krankenhaus, 1816 zur Garnisonskir-
che, 1880 schließlich zum Spritzen-
haus, und in den Klostermauern nahm
eine Tuchfabrik die Produktion auf.
Nach 1945 Ruine, begann 1985 der
dreijährige Wiederaufbau der einschif-
figen Kirche sowie des Klosterflügels
mit einem gotischen Kreuzgang im In-
nenhof. 1989-2003 widmete man
sich der Innenausschmückung, unter
der besonders die Fenster beeindru-
cken. Sie stellen vorwiegend polnische
Heilige dar und wurden von Papst Jo-
hannes Paul II. heilig gesprochen.
Ebenfalls nur wenige Schritte von
der großen Marienkirche entfernt,
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