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gem Verbot 1921 in Polen und sechs Jahre
später im Kaukasus gewildert. Die Art war
damit praktisch ausgestorben.
1923 gründete sich in Frankfurt am Main
die „Internationale Gesellschaft zur Er-
haltung des Wisents“. Man begab sich
europaweit auf die Suche nach Exempla-
ren, die möglicherweise irgendwo in Ge-
fangenschaft überlebt hatten. Insgesamt 57
wurden in Zoos und auf einem Privatgelän-
de entdeckt, von denen etwa ein Dutzend
für die Vermehrung geeignet erschien. In
einem Gehege im Białowieża-Urwald be-
gann anschließend ein beispielloses Wie-
deraufzuchtprogramm, heikel und an-
fangs von zahlreichen Misserfolgen beglei-
tet. Denn neben Todesfällen durch Unfälle
oder Auseinandersetzungen zwischen den
Bullen war die Population durch den gene-
tischen Flaschenhals darüber hinaus extrem
anfällig für Krankheiten und Parasiten. 1947
umfasste der Bestand schließlich 44 gesun-
de, zuchtfähige Tiere. 1952 fing die Aus-
wilderung an, zunächst der überzähligen
Bullen und wenige Jahre später dann auch
von Kühen. 1966 zählte man im Białowie-
ża-Wald bereits 157 freilebende Wildrinder.
Mittlerweile sind es stattliche 450, die
die Wälder im grenzübergreifenden pol-
nisch-weißrussischen Białowieża-National-
park durchstreifen. Und auch andernorts ist
ihre Aufzucht erfolgreich. Insgesamt 1600
Tiere zählen die Herden außerhalb des Bia-
łowieża-Walds, überwiegend in Polen,
Weißrussland und der Ukraine, aber auch
in Litauen oder im Müritz-Nationalpark in
Deutschland. Dass es sie gibt, ist ganz be-
sonders dem jahrzehntelangen, unermüdli-
chen Einsatz der Wissenschaftler und Tier-
pfleger von Białowieża zu verdanken.
Denn letztlich stammen alle heute leben-
den Wisente von der Białowieża-Zucht ab.
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