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nicht weit fahren. Im Nordwesten der
Oder-Metropole breitet sich diesseits
wie jenseits der deutsch-polnischen
Grenze die Ueckermünder Heide
(Puszcza Wkrańska) aus, und südwest-
lich dehnen sich an den zwei Fluss-
armen der Oder bis vor die Tore Stet-
tins die Torfmoore und unberührten
Auenlandschaften des Landschafts-
parks Unteres Odertal (Park Krajo-
brazowy Dolina Dolnej Odry) aus. Im
Süden der Stadt erstreckt sich in Nach-
barschaft zu den Oderauen mit herrli-
chem Buchenwald der Stettiner Land-
schaftspark Buchheide (Szczeciński
Park Krajobrazowy Puszcza Bukowa),
der weiter nordöstlich in die Wälder
der Gollnower Heide (Puszcza Gole-
niowska) übergeht.
Und vielleicht war es ja das Rau-
schen der dunklen Wälder ringsum,
das dem Stettiner Theaterkapellmeis-
ter Leon Jessel die Musik zur Operette
„Schwarzwaldmädel“ einflüsterte?
Man will es kaum glauben, aber das
populäre Schwarzwaldmädel ist in
Wahrheit ein pommersches Kind! Jes-
sel, der mit vielen Operetten einen
Reigen bis heute beliebter Unterhal-
tungsmusik schuf, verstarb 1942 an
den Folgen seiner Inhaftierung durch
die Gestapo. Heinrich George, der
seine großartige Schauspielkunst in
den Dienst der Nationalsozialisten
stellte und sich in deren wütendsten
Propaganda-Filmen verdingte, ist
ebenfalls ein Stettiner Kind. Auch der
Schriftsteller Alfred Döblin erblickte
hier 1878 das Licht der Welt, ebenso
wie die berühmteste Tochter der Stadt,
Sophie Auguste von Anhalt-Zerbst, die
als Zarin Katharina die Große (reg.
1762-96) in die Geschichte einging.
Geschichte
Bereits für das 8. Jahrhundert ist auf
einer Anhöhe über der Oder eine sla-
wische Siedlung nachgewiesen, im
9. Jahrhundert wurde sie mit Pfahlrei-
hen und Erdwällen befestigt. So oder
ähnlich beginnen fast alle Geschichten
der pommerschen Küstenstädte, und
die Geschichte Stettins steht exempla-
risch dafür.
Bis 980 nimmt der große Polanen-
Fürst Mieszko I. (reg. um 960-992)
das Siedlungsgebiet der Pomoranen
zwischen Oder- und Weichselmün-
dung ein. 1042 werden sie gegenüber
der polnischen Krone tributpflichtig,
und in diese Zeit Mitte des 11. Jahr-
hunderts fällt auch die Erwähnung ei-
nes ersten pomoranischen Herrschers
aus dem Greifengeschlecht namens
Siemomysl als „Dux Bomeranorum“
(Führer der Pommern). Nach drei Feld-
zügen des polnischen Königs Bolesław
III. Krzywousty („Schiefmund“) 1116,
1119 und 1121 unterwirft sich nach
der Eroberung Stettins der erste histo-
risch verbürgte Greifenherzog Wartis-
law I. und nimmt das Christentum an.
Drei Jahre später beginnt Bischof Otto
von Bamberg im Auftrag Bolesław
Schiefmunds seine erste Missionsreise
in das heidnische Pommernland.
1173 erobern dänische Wikinger
erstmals die Burg Stettin. 1181 begibt
sich der Greife Bogislav I. von Stettin
(reg. 1155-87) unter den Schutz des
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