Travel Reference
In-Depth Information
20. und 24. Lebensjahr Mutter, ist es
heute zwischen dem 25. und 29. Le-
bensjahr. Eine unverheiratete kinderlo-
se Frau um die 30 gilt nach wie vor als
eher ungewöhnlich.
Schwangerschaftsabbrüche sind in
Polen seit 1993 nur noch nach Verge-
waltigung und Inzest nicht unter Strafe
gestellt, außerdem, wenn die Leibes-
frucht schwer geschädigt ist oder, in
extremen Ausnahmefällen, die Ge-
sundheit der Mutter auf dem Spiel
steht. Etwa 100 legale Abtreibungen
werden jährlich in Polen gezählt, das
damit zu den restriktivsten Ländern Eu-
ropas gehört. Erklärtes Ziel der kleri-
kal-konservativen politischen Kräfte ist
es, die polnische Verfassung so zu än-
dern, dass Abtreibung grundsätzlich
verboten wird.
Dazu steht nicht im Widerspruch,
dass die polnische Frau in der Gesell-
schaft traditionell hoch geachtet wird.
Im Umgang der Geschlechter mitein-
ander herrschen Respekt und Höflich-
keit. Mann ist ein Gentleman alter
Schule, öffnet Ihr gerne die Tür, räumt
für Sie den Platz in der Straßenbahn,
und sogar der altehrwürdige Hand-
kuss ist noch nicht gänzlich aus der
Mode geraten. Dass der Familienvor-
stand natürlicherweise der Mann ist,
wird dabei nicht in Frage gestellt, und
auch die Familienkutsche lenkt in der
Regel der Papa. Versuchen Sie einmal,
als Beifahrerin auf einem Parkplatz
dem Wächter die Gebühr in die Hand
zu drücken. Er wird sie nicht anneh-
men und warten, bis Adam mit dem
Abstellen des Gefährts fertig ist. Denn
auch die Brieftasche zückt in der Re-
gel der Mann, selbst wenn er arbeits-
los ist und die Frau das Familienein-
kommen nach Hause bringt.
Alltagskultur
Familienbande werden in Polen ganz
groß geschrieben. Nichtsdestotrotz
sinkt die Geburtenrate stetig, wie
überall in den Industrieländern. Der
Babyboomer-Jahrgang 1955, als man
532.000 kleine polnische Neubürger
zählte, wird wohl nicht wieder er-
reicht. 1996 erblickten noch 428.200,
im Jahr 2000 nur noch 378.000 Kinder
die Welt. Das beliebteste Familienmo-
dell, auch dies in Europa nichts weiter
Ungewöhnliches, ist „Eltern plus zwei
Kinder“, obwohl sich neuerdings im-
mer mehr Paare in Polen für ein einzi-
ges Kind entscheiden.
Dem Geburtstag wird, anders als
etwa in Deutschland, keine allzu große
Bedeutung beigemessen. Das Wie-
genfest eines Freundes zu verschwit-
zen, wird maximal als kleiner Fauxpas
angesehen. Seinen Namenstag darf
man dagegen auf keinen Fall verges-
sen! Dieser ist das wichtigste persönli-
che Fest. Man feiert es im Kreis der Fa-
milie und Freunde, schenkt Blumen,
Bücher, CDs und andere schöne klei-
ne Dinge. Und damit man Maryja und
Jan und alle anderen Heiligennamen,
die mehrmals im katholischen Kalen-
derjahr vorkommen, nicht gleich zwei-
bis dreimal jährlich beschenken muss,
wird der Namenstag an dem Tag be-
gangen, der dem Geburtstag als nächs-
ter im Kirchenkalender folgt.
Search WWH ::




Custom Search