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Ein letztes Mal ausgelassen geht es
am 30. November am Andreastag
(Andrzejki) zu. In den Studentenclubs
werden Partys gefeiert, und mithilfe
von Sternzeichen, Orakelkärtchen und
Wachsgießen sagt man sich gegensei-
tig die Zukunft voraus. Bevor man am
ersten Advent wieder die erste Kerze
anzündet und das neue Kirchenjahr
seinen Anfang nimmt.
auf Absätzen herumläuft“, so die füh-
rende polnische Feministin Kazimiera
Szczuka in einem Zeitungsinterview
2007. „Frau wird in Polen mit Sexua-
lität in Verbindung gebracht. Frau ist
Frau, wenn sie erotisch ist, für Männer
nett anzuschauen ist und damit zum
Flirt einlädt. Meiner Ansicht nach ge-
schieht das nicht freiwillig.“
Die Einschätzung von Kazimiera
Szczuka mag in manchen Augen recht
rigoros erscheinen. Tatsache ist: Ver-
glichen mit der Lage von Männern
empfinden die meisten Frauen ihre Si-
tuation als relativ schwierig. Weiblich-
keit, Berufstätigkeit, Haushalt und Kin-
dererziehung müssen in der Regel un-
ter einen Hut gebracht werden. Darü-
ber hinaus sind die Frauen stärker von
Arbeitslosigkeit betroffen, und auch
in Polen verdienen sie, wie beinahe
überall auf der Welt, für die gleiche Ar-
beit weniger Geld als ihre männlichen
Kollegen. Und selbstverständlich be-
stehen die sogenannten Repräsentan-
ten auch in der polnischen Gesell-
schaft überwiegend aus Männern -
wenngleich die Frauen langsam und
stetig immer mehr Ämter und Positio-
nen erklimmen.
Ein Feminismus nach westeuropäi-
schem Muster ist in Polen dennoch
nicht sehr verbreitet. Man heiratet re-
lativ jung (Mitte zwanzig) und gründet
eine Familie mit statistisch 1,2 Kindern.
Wobei die Faustregel gilt: Je höher ih-
re Ausbildung, desto später die Hoch-
zeit. Ihre Kinder bringen die Polinnen
mittlerweile ebenfalls später zur Welt.
Wurden sie Anfang der 1990er Jahre
durchschnittlich noch zwischen dem
Die Frau
in der Gesellschaft
Zwischen Marienkult und Avantgarde-
kultur - viele Gegensätze bestimmen
heute das gesellschaftliche Leben in
Polen. Doch ob modern oder konser-
vativ, fortschrittlich oder vergangen-
heitsverliebt, das traditionelle polni-
sche Frauenbild bleibt davon merk-
würdig unberührt - bei den Männern
wie bei den Frauen. Zwar waren in
den 1990er Jahren 80 Prozent der
Frauen berufstätig, heute sind es im-
mer noch gut die Hälfte, und auch et-
wa die Hälfte der Studenten ist weib-
lich. Doch selbst mit akademischen
Weihen und beiden Beinen voll im Be-
rufsleben bleibt das schönste Ziel die
Hochzeit in Weiß. Die Familie geht
über alles, und ein harmonisches Fa-
milienleben ist mehr wert als Geld und
berufliche Stellung. Für die Frau zu-
mindest. Das zeigen seit Jahren Mei-
nungsumfragen mit stets gleichen Er-
gebnissen.
„Eine Frau ist in Polen Frau, wenn sie
weiblich gekleidet ist, geschminkt und
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