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Nun ist sie endlich vorbei, die Fas-
tenzeit, und die Familie eilt heim zum
traditionellen Osterfrühstück. Die ge-
weihten Speisen werden verputzt,
aber auch eine Fülle anderer Köstlich-
keiten. Die Tafeln biegen sich unter
den Leckerbissen, weshalb von „Früh-
stück“ eigentlich keine Rede sein
kann, sondern eher von Schlemmerei,
zumal sie oft bis in die Nachmittags-
stunden andauert. Eine besondere
Rolle nehmen dabei die bunt bemal-
ten, gesegneten Ostereier (pisanki)
ein. Sie werden geteilt und gemeinsam
gegessen, wobei man sich gegenseitig
Glück und Segen ausspricht. Eine wei-
tere besondere Rolle spielt natürlich
auch in Polen der Osterhase, der für
die Kinder viele leckere Süßigkeiten
versteckt.
Ostermontag ist es vorbei mit der
Festlichkeit, und es heißt aufgepasst!
Denn es ist Ostertaufe (Smigus Dyn-
gus) , der Tag des Wassergießens, an
dem selbst bei strahlendem Sonnen-
schein Gummijacke und Regenschirm
angesagt sind. Aus Wasserpistolen,
Beuteln, Kanistern und randvoll gefüll-
ten Eimern prasselt das kühle Nass auf
nichtsahnende arme Osterspaziergän-
ger nieder. Ein Heidenspaß vor allem
für die Jugendlichen. Woher dieser
Brauch ursprünglich stammt, weiß
man nicht. Möglicherweise geht er auf
den ersten polnischen Herrscher,
Mieszko I., zurück, der sich im Jahre
966 taufen ließ. Vielleicht handelt es
sich aber auch um einen noch viel äl-
teren, heidnischen Fruchtbarkeitsritus,
der sich in Form einer Wasserschlacht
in die heutige Zeit hinübergerettet
hat? Nur eines ist sicher: Smigus Dyn-
gus ist der Tag mit dem jährlich höchs-
ten Wasserverbrauch in ganz Polen.
Weitere Feiertage
Wie in allen katholischen Ländern, ist
Mariä Himmelfahrt am 15. August
auch in Polen ein hoher Feiertag. All-
überall werden Gottesdienste abgehal-
ten, finden Prozessionen und Wall-
fahrten statt, darunter die berühmte
zum polnischen Nationalheiligtum,
dem Bildnis der Schwarzen Madonna
im Paulinenkloster zu Częstochowa
(Tschenstochau), das Millionen von
Pilgern nach tagelanger Wanderung
pünktlich am 15. August erreichen.
Erntedank (Dożynki) wird vor allem
in den ländlichen Regionen oft noch
mit bunten Trachtenumzügen und
fröhlichen Volksfesten gefeiert, wäh-
rend am 1. November zu Allerheili-
gen (Wszystkich Świętich) dann wie-
der Stille und Besinnlichkeit einkehren.
Man schmückt die Ruhestätten der
verstorbenen Lieben mit Kerzen und
Blumen, ebenso wie die Gräber der
längst Vergessenen, um die sich sonst
niemand mehr kümmert. Darüber hi-
naus hat Allerheiligen eine große na-
tionale Bedeutung. Die Grabstätten
der zahllosen Aufständischen, Hinge-
richteten und in den Kriegen Gefalle-
nen werden geehrt, und an den wich-
tigsten nationalen Gedenkstätten fin-
den Staatsakte statt. Der Besuch auf
dem Friedhof ist erste Bürgerpflicht,
ganz Polen ist unterwegs, weshalb es
alljährlich zu Allerheiligen auch zum
großen Verkehrschaos kommt.
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